Kommunikation ohne Hierarchien
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Dieser Mann macht Druck: Auf offener Bühne in London präsentierte Chris Patten die Ergebnisse einer Expertenkommission zur Reform der vatikanischen Medien. Ursprünglich war mit den Auftraggebern im Vatikan Vertraulichkeit vereinbart. Doch offenbar misstraute der einstige BBC-Aufsichtsratschef den kurialen Machtzirkeln. Dort sollen die Reformideen nicht in Schubladen und weiteren Kommissionen begraben werden. Der katholische Lord aus England sieht gehörigen Handlungsbedarf bei den Medien des Papstes.
Deutlich über 80 Prozent der Personalausgaben im Mediensektor investiert der Vatikan in seine Zeitung, den "Osservatore Romano", und in die vor allem in Asien und Afrika immer noch wichtigen Wellen von Radio Vatikan. Beide Medien finden aber nur wenige Nutzer in den anderen Weltteilen, zum Beispiel Amerika und Europa. Die digitale Welt erfordert neue Schwerpunkte und neue Arbeitsstrukturen. Bislang arbeiten im Vatikan die verschiedenen Dienste wie Radio, Online oder Fernsehen getrennt nebeneinander. Das soll sich nach Willen der Experten um Lord Patten ändern.
Spannender noch sind die Vorschläge der Kommission zum Engagement des Vatikans in der digitalen Welt. Mehr Einsatz in den sozialen Medien verlangen die Experten und Patten spricht ausdrücklich von mehr Dialog, Kritik und Fragen. Dies ist die Konsequenz aus der Einsicht, dass die digitale Kommunikation keine Einbahnstraße ist. Stattdessen ist sie streitbar, dialogisch und manchmal auch verletzend. Autorität entwickelt sich hier nur aus Vertrauen. "Dies ist eine Herausforderung für Hierarchien, die eine Kommunikation von Oben nach Unten gewohnt sind", erkannte bereits im Herbst Paul Tighe, der Sekretär des päpstlichen Medienrates. Digitale Kommunikation in den Medien des Papstes: Man stelle sich vor, was dies in der Diskussion jetzt um Ehe und Homosexualität bedeuteten würde. Wir dürfen gespannt sein, ob sich Chris Patten mit seinen Ideen im Vatikan durchsetzt.