Aus Deutschland nahm Bischof Oster an internationaler Fachtagung teil

Bischöfe: Unabhängige Kontrolle beim Thema Missbrauch nötig

Veröffentlicht am 12.04.2024 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Die Kirche müsse eigene Fehler klar vor Augen haben und ihre Sorge auf die Betroffenen statt auf die eigene Institution richten: Nur dann könne ihre eigene Morallehre bestehen, hieß es bei einer Fachtagung zu Prävention.

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Der österreichische Bischof Benno Elbs hat sich dankbar für Kontrolle der Kirche beim Thema Missbrauch durch Opferverbände und für öffentlichen Druck geäußert. "Wir als in vielen Bereichen geschlossenes System müssen alles tun, um unabhängige Instanzen zu haben, die uns kontrollieren", sagte der Bischof von Feldkirch bei einer internationalen kirchlichen Fachtagung zu Missbrauchs-Prävention am Donnerstag in Wien. Auch gegenüber den Medien und ihrer mitunter scharfen Kritik dürfe Kirche nicht wehleidig sein, so Elbs; und: "Gott sei Dank zwingen sie uns, mit dem Thema aktiv umzugehen im Sinne der Betroffenen, was letztlich auch im Sinn der Institution Kirche ist."

Für die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) bezog der Passauer Bischof Stefan Oster Stellung. Er sagte, würde man nach einem "Masterplan zur Zerstörung der Kirche" suchen, wäre dies wohl der Komplex Missbrauch. "Die Kirche ist da, um Menschen zu helfen und um das zu finden, was wir Heil nennen – größere Freiheit, Liebesfähigkeit und Freude. Genau das Gegenteil haben jene erlebt, die im Auftrag dieses Heils verletzt werden." Erst recht aufgrund ihres hohen Ideals müsse sich die Kirche um Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch bemühen und etwa bei Priesteramtskandidaten besonders auf deren Reife und Ausbildung achten, betonte Oster. Zudem seien die Erkenntnisse aus den Missbrauchsstudien in Deutschland auch Ausgangspunkt des Synodalen Wegs gewesen.

Auf die in der Schweiz gestarteten, bis 2027 laufenden unabhängigen Forschungen zur Geschichte des kirchlichen Missbrauchs verwies der Churer Bischof Joseph Bonnemain. Die Studie solle schwarz auf weiß zeigen, was an Schuld begangen worden ist, statt diese zu atomisieren oder unter den Teppich zu kehren. Nur wenn die Kirche die eigenen Fehler klar vor Augen habe und ihre Sorge auf die Betroffenen statt auf die eigene Institution richte, könne sie in ihrer Morallehre den eigenen Ansatz von "nachhaltig Vertrauen schenkenden, erfüllenden und von Respekt geprägten" Beziehungen weiter hochhalten.

"Missbrauch an wehrlosen Minderjährigen ist Blasphemie"

Von einer größeren Fallhöhe der Kirche aufgrund ihres Selbstanspruchs sprach bei der Podiumsdiskussion auch die Leiterin des Bonner Instituts für Prävention und Aufarbeitung (IPA), Mary Hallay-Witte. "Opfer von Missbrauch durch die Kirche sind in ihrer Identität nicht nur als Menschen verletzt, sondern auch als Glaubende, die den Glauben oft nicht als etwas Handlungsleitendes, Tröstendes und als Ressource fürs Leben erfahren können", sagte die Religionspädagogin, Therapeutin und frühere Sprecherin der Präventionsbeauftragten der deutschen Diözesen. Der Zugang zu einem liebenden Gott bleibe ihnen oft verwehrt.

Der Wiener Fundamentaltheologe Wolfgang Treitler bezeichnete in seinem Vortrag kirchlichen Missbrauch als ein "atheistisches Experiment", bei dem sich der Peiniger an die Stelle Gottes setze. Oft bekomme die verübte Gewalt einen religiösen Unterbau, etwa durch Umdeutung der Kreuzigung Christi oder der Vater-Sohn-Metapher. "Sexueller Missbrauch an wehrlosen Minderjährigen ist Blasphemie. Gott, der Liebe und Barmherzigkeit ist, mutiert dabei zu einer rhetorischen Form des Schwindels und der nicht haltbaren Täuschung", so der Theologe. (KNA)