Oster: Missbrauchs-Vertuschung gibt es "seit vielen Jahren nicht mehr"
In seiner Zeit als Bischof von Passau sind nach Aussage von Bischof Stefan Oster keine Missbrauchsfälle vertuscht worden. "Vertuschung passiert nach meiner Kenntnis seit inzwischen vielen Jahren nicht mehr", sagte Oster dem Internetportal "Innsalzach24.de" am Wochenende. "Es gibt auch niemanden, von dem wir Kenntnis hätten, der irgendwie unbehelligt oder ohne Sanktionen einfach weitermachen könnte." Wenn neue Erkenntnisse über alte Fälle veröffentlicht würden, sähe das in den Medien sehr aktuell aus, obwohl die Fälle oft Jahrzehnte zurücklägen. "Und ja, damals ist vertuscht worden. Und daher entsteht der Eindruck, das sei heute noch der Fall", so der Bischof.
Das Thema Aufarbeitung und Verhinderung von Missbrauchsfällen werde die Kirche noch lange beschäftigen. Sie könne nur ihr Bestes versuchen, um Missbrauch zu verhindern und sich um Betroffene zu kümmern. "Denn tatsächlich ist jeder Einzelfall eine Katastrophe für die Betroffenen selbst zuerst – und für uns als Kirche, weil solche Taten so dramatisch dem Evangelium widersprechen." Seinen eigenen Fehler sieht Oster vor allem darin, die Gesamtdimensionen des Missbrauchs unterschätzt zu haben. Auch den systemischen Charakter des Missbrauchs habe er anfangs nicht richtig eingeschätzt. "Denn ja, wir haben Strukturen, die Missbrauch begünstigen können. Auch da habe ich dazu gelernt. Und wir sind wirklich dran hier etwas zu verändern." Die aktuellen Fälle während seiner Amtszeit von acht Jahren seien aber zahlenmäßig und von der Schwere der Tat "sehr überschaubar".
Die Wahrheit solle ans Licht kommen
Oster sprach sich auch für eine "entschiedene Offenheit" bei der Aufarbeitung aus, bei der "nichts zurückgehalten" werde. "Ich glaube wirklich, dass die Wahrheit ans Licht kommen soll – weil eben das Voraussetzung ist für Neuanfang oder einzelne Neuanfänge." Er habe intensive Gespräche mit Betroffenen geführt, die ihn immer sehr bewegt hätten. Er wünsche sich, dass Betroffene auch durch die Hilfestellung der Kirche einen "Neuanfang" finden könnten.
Darauf angesprochen, wie man Glaube und Kirche heute beleben könne, sagte Oster, dass das Hineinfinden in den Glauben in volkskirchlich geprägten Biografien früher "wie selbstverständlich" passiert sei. "Heute merken wir aber längst, dass das nicht mehr so greift. Und Skandale um Macht, Missbrauch oder Finanzen beschleunigen dann so eine Entwicklung", sagte Oster. Heute funktioniere dieses Hineinfinden über persönliche Beziehungen zu gläubigen Menschen. "Es geht also immer um das persönliche Zeugnis: Wie hilft mir mein Glaube, besser, tiefer, freudvoller zu leben – und gleichzeitig wirklich auch die anderen Menschen zu achten und für sie da zu sein." (cbr)