16-Jähriger wurde festgenommen

Messer-Attentat auf Bischof: Polizei erklärt Tat zu Terrorakt

Veröffentlicht am 16.04.2024 um 11:56 Uhr – Lesedauer: 

Sydney ‐ Religionen und Öffentlichkeit in Australien sind schockiert über das Attentat auf einen Bischof – kurz nach einer tödlichen Messerattacke in einem Einkaufszentrum. Der angegriffene Geistliche hatte zuvor für einige Kontroversen gesorgt.

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In Sydney ist ein 16-Jähriger wegen des Messerattentats auf einen Bischof festgenommen worden. Die Polizei erklärte die Tat zu einem Terrorakt, wie Premierminister Anthony Albanese (Dienstag) bei einer Pressekonferenz mitteilte. Eine Task Force zur Terrorismusbekämpfung, der die Bundespolizei AFP und der Geheimdienst ASIO angehörten, unterstütze die Ermittlungen der Polizei des Bundesstaate New South Wales. ASIO-Chef Mike Burgess sagte, die Tat könnte religiös motiviert gewesen sein.

Der mutmaßliche Täter hatte am Montagabend Bischof Mar Mari Emmanuel während eines Gottesdienstes in der Assyrischen "Christus der Gute Hirte"-Kirche im Vorort Wakeley mit einem Messer angegriffen und verletzt. Der Jugendliche konnte nach Polizeiangaben von Gottesdienstbesuchern überwältigt und festgenommen werden. Mari Emmanuel ist Oberhaupt der von ihm begründeten "Christ the Good Shepherd Church" – einer Abspaltung der "Alten Kirche des Ostens", die weltweit zwischen 70.000 und 100.000 Gläubige zählt.

Vertreter von Religionen verurteilten das Attentat scharf. Solche "Gewalt in und um Gotteshäuser" habe es bereits in anderen Ländern gegeben, nicht aber in Australien, erklärte Sydneys Erzbischof Anthony Fisher am Dienstag. Auf der Website des Erzbistums heißt es weiter: "Jeder Mensch in diesem Land, sei er Bischof oder Priester, Rabbiner oder Imam, Pfarrer oder Gemeindemitglied, sollte in Sicherheit Gottesdienste feiern können, ohne befürchten zu müssen, beim Gebet Gewalt ausgesetzt zu werden."

Kritik an Homosexualität, Judentum und Islam

Der australische Sender ABC berichtet, der mutmaßliche Täter sei bereits im November wegen Besitzes eines Klappmessers und unter dem Verdacht festgenommen worden, eine Gewalttat begehen zu wollen. Im Januar sei die Anklage gegen den Teenager wegen guten Verhaltens fallengelassen worden. Nach dem Anschlag kam es laut Medienberichten vor der Kirche in Wakeley zu tumultartigen Szenen. Ein Mob von mindestens 50 Menschen habe Polizeifahrzeuge und Rettungswagen angegriffen. Der Grund für den Aufruhr ist laut Medien nicht klar, könnte sich aber gegen Bischof Emmanuel gerichtet haben.

Der als Kind mit seiner Familie aus Bagdad nach Australien ausgewanderte Bischof Emmanuel löste laut ABC 2014 seine Kirche "Christus der Gute Hirte" in Wakeley von der offiziellen Assyrischen Kirche des Ostens, nachdem er wegen theologischer Differenzen exkommuniziert worden war. Als ausgesprochener Gegner der Corona-Lockdowns erlangte Emmanuel 2020 eine große Online-Fangemeinde. Seine Predigten werden auf Facebook- und YouTube-Kanälen der Gemeinde übertragen, die zusammen laut Medien 240.000 Follower haben. Der kontroverse Geistliche ist besonders für seine Predigten gegen Homosexualität und seine Kritik an Judentum und Islam bekannt. (KNA)