Einer der umstrittensten Geistlichen des 20. Jahrhunderts

Helfer von Kriegsverbrechern: Hudal-Archiv vollständig digitalisiert

Veröffentlicht am 22.04.2024 um 15:41 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Alois Hudal gehörte zu den umstrittensten Geistlichen des 20. Jahrhunderts. Er sympathisierte erst mit den Nazis, versteckte dann Juden und half nach 1945 Kriegsverbrechern. Sein Archiv ist nun digitalisiert.

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Eines der wichtigsten römischen Archive für die Zeit des Dritten Reichs und danach ist jetzt vollständig digitalisiert. Wie die deutschsprachige Redaktion des Online-Portals "Vatican News" (Montag) berichtet, sind die 2022 begonnenen Arbeiten am sogenannten Hudal-Archiv in Rom abgeschlossen. Damit kann das Wirken einer der umstrittensten Geistlichen des 20. Jahrhunderts nun besser erforscht werden.

Der gebürtige Grazer Alois Hudal (1885-1963) war im Zweiten Weltkrieg und in den Jahren danach Rektor des deutschsprachigen Priesterkollegs Anima in Rom. Sein Archiv besteht aus etwa 100 Kartons mit privater und dienstlicher Korrespondenz über fast ein halbes Jahrhundert.

Hudal zählt zu den schillerndsten römischen Persönlichkeiten aus der Ära des Dritten Reiches und danach. Mit dem Buch "Die Grundlagen des Nationalsozialismus" (1937) versuchte er einen ideologischen Brückenschlag zwischen katholischer Kirche und Nationalsozialismus. Im Zweiten Weltkrieg versteckte er Juden und alliierte Soldaten; die Deportation von mehr als tausend Juden aus Rom in die Vernichtungslager versuchte er zu verhindern. Nach dem Krieg half er Nazis und Kriegsverbrechern bei der Flucht.

Schuldbekenntnis für Verfehlungen Hudals

Die Digitalisierung des Hudal-Archivs war im April 2022 von Zachary Levine vom Holocaust Memorial Museum in Washington und dem heutigen Rektor des Anima-Kollegs, dem österreichischen Priester Michael Max, schriftlich vereinbart worden. Bei einer Reise nach Washington in der vergangenen Woche wiederholte Max sein Schuldbekenntnis für die Verfehlungen seines Vorgängers Hudal.

Im Gespräch mit "Vatican News" betonte der Rektor, dass zwischen dem Holocaust Memorial Museum und dem deutschsprachigen Priesterkolleg in Rom inzwischen ein Freundschafts- und Vertrauensverhältnis entstanden sei. Nun komme es darauf an, die durch die Digitalisierung erschlossenen Forschungsmöglichkeiten intensiv zu nutzen. Für Oktober ist ein erneuter Besuch einer Delegation aus Washington in Rom geplant. (KNA)