Ausbleibende Erklärung für Ablehnung von DPSG-Kandidatin "fragwürdig"

Fall Kohlberger: Pfeffer kritisiert Abstimmungsverfahren der Bischöfe

Veröffentlicht am 30.04.2024 um 10:59 Uhr – Lesedauer: 

Essen/Köln ‐ Die Ablehnung der Kandidatur von Viola Kohlberger für das Amt der DPSG-Bundeskuratin schlägt weiter Wellen. Die neue Kritik von Essens Generalvikar Klaus Pfeffer zielt dabei auf das Abstimmungs- und Kommunikationsverhalten der Bischöfe.

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Nach der Ablehnung der Kandidatur von Viola Kohlberger für das Amt der Bundeskuratin der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) hat Essens Generalvikar Klaus Pfeffer Kritik am Abstimmungsverfahren im Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) geäußert. Es stelle "sich jetzt die Frage, ob dieses Verfahren nicht verändert werden" müsse, sagte Pfeffer am Montag in einem Interview bei "domradio.de". Er könne zwar nachvollziehen, dass es bei Personen, die in ein kirchliches Amt gewählt würden und dann auch im Auftrag der Kirche eine geistliche Aufgabe wahrnähmen, eine Vorabstimmung brauche. "Aber dass es zu einer Vorwahl kommt, die dann dazu führt, wie das offensichtlich in diesem Fall gewesen ist, dass eine Kandidatin keine Mehrheit bekommt und dadurch schwer beschädigt wird, ist problematisch", so der Verwaltungschef des Ruhrbistums.

Pfeffer: Ausbleibende Erklärung für Ablehnung "mehr als fragwürdig"

Zwar räumte Pfeffer ein, dass es durchaus möglich sei, bei Voten dieser Art eine geheime Abstimmung durchzuführen, wie es die Bischöfe im Fall Kohlberger getan hatten. Aber: "Ob das in so einem Fall wirklich angemessen ist, das ist die Frage. Deswegen stellt sich auch die Frage, ob dieses ganze Verfahren so passend ist." Die Frage, ob eine Person in einem Verkündigungsamt von den Bischöfen mitgetragen werde oder nicht, müsse im Vorfeld sehr vertrauensvoll geklärt werden, damit niemand öffentlich beschädigt werde. "Das auf so eine Art und Weise zu tun und hinterher keinerlei Erklärung abzugeben, finde ich mehr als fragwürdig." Es sei "sicher nicht" transparent, wenn man nicht bereit sei, offen zu sagen, welche Probleme man bei einer Personalie sehe, "um dann vielleicht doch mit der Kandidatin ins Gespräch zu kommen".

Ähnlich äußerte sich am Montag auch der Bundesverband der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen an Gymnasien (BKRG).  Man sei nicht nur über die Entscheidung gegen Kohlberger, sondern auch über "die Intransparenz des Vorgangs sowie das offenkundige Ausbleiben einer Kommunikation auf Augenhöhe mit der Kandidatin und dem Vorstand des Verbandes" irritiert, erklärte der BKRG-Vorsitzende Marcus Hoffmann. Dies erscheine dem Verband auf mehreren Ebenen problematisch: "Zum einen wird das persönliche Engagement einer einzelnen Christin in wenig wertschätzender Weise ausgebremst, zum anderen werden auch die Verbände der Pfadfinderschaft insgesamt geschwächt."

Verband: Glaubwürdigkeit von Amtskirche wird weiter untergraben

Der BKRG rief die DBK auf, zu bedenken, welches Zeichen sie durch ihr Votum und ihre Kommunikationsweise in die Öffentlichkeit und an all diejenigen sende, die ehrenamtlich in der Kirche aktiv seien. "Im Dialog mit Kolleg*innen, Schüler*innen und Elternschaft erfahren wir als Lehrende täglich, inwiefern gerade ein solches Kommunikationsverhalten dazu geeignet ist, die Glaubwürdigkeit von Amtskirche weiter zu untergraben. Dies möchten wir in aller Deutlichkeit zu bedenken geben", so Hoffmann.

Der Ständige Rat der DBK, in dem jede Diözese durch ihren Diözesanbischof vertreten ist, hatte Viola Kohlberger Anfang vergangener Woche in einer geheimen Abstimmung die erforderliche Mehrheit für ihre Kandidatur für das Amt der DPSG-Bundeskuratin verweigert. Die Entscheidung der Bischöfe war erst einige Tage später von der DPSG öffentlich gemacht worden, eine Begründung der DBK für die Ablehnung Kohlbergers gibt es bislang nicht. Die Entscheidung des Ständigen Rats stieß in der Öffentlichkeit auf deutliche Kritik. Spekuliert wurde unter anderem, dass Kohlberger, die derzeit Kuratin der DPSG im Bistum Augsburg ist, aufgrund von Auseinandersetzungen mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer beim Synodalen Weg die Zustimmung für ihre Kandidatur verweigert worden sein könnte. (stz)