Hans-Joachim Höhn über eucharistische Anbetung

Ansichtssache?

Veröffentlicht am 04.06.2015 um 00:01 Uhr – Von Hans-Joachim Höhn – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Hans-Joachim Höhn über eucharistische Anbetung

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Der katholischen Kirche wird immer wieder bescheinigt, dass sie die Kunst der Inszenierung meisterhaft beherrscht. Zugleich wächst in ihren eigenen Reihen der Zweifel, ob sie sich in der modernen Gesellschaft wirklich noch sehen lassen kann. Vielfach gibt sie kein gutes Bild von sich ab.

Am Fronleichnam geht die Kirche auf die Straße und bietet der Öffentlichkeit etwas für's Auge. Man kann sich nun ein anderes Bild von ihr machen, als es die Medien häufig zeigen. Jetzt zeigt die Kirche selbst, wie sie gesehen werden will. Sie weiß, dass auch jetzt die Optik stimmen muss. Aber sie setzt auch auf einen Kontrast. Bei allem ästhetischen Aufwand kommt es auf ein unscheinbares Stück Brot an. Dieses Stück Brot ist nicht bloß ein Wandlungssymbol. Es hat nicht bloß eine Wandlung vollzogen. Es ist vielmehr ein Handlungssymbol, das einen Wandlungsprozess auslösen will.

Wer das Brot des Glaubens nur in einer Monstranz ausstellt und vorzeigt, macht daraus eine reine Ansichtssache. Die Einsetzungsworte Jesu aber haben mehr und anderes im Sinn: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Es geht um die Praxis des (Hin)Gebens und (Aus)Teilens. Es heißt nicht: Gedenket meines Tuns!

Die eucharistische Anbetung ist nicht die Hochform katholischer Frömmigkeit. Sie wird zu ihrer Schwundstufe, wenn man die Aufforderung Jesu ausblendet: "Nehmt und esst!" Das Brot des Glaubens ist kein Gegenstand frommer Versenkung. Man muss sich buchstäblich seiner annehmen und es miteinander teilen. Wer an dieses Brot nicht Hand anlegen will, bringt es um seine Wirkung, Wegzehrung der Menschen zu sein. Ist es aufgezehrt, steht der Mensch zwar mit leeren Händen da. Aber nur mit offenen und leeren Händen kann für ihn Gottes Gegenwart (be)greifbar werden. Diese Offenheit bringt die Kirche selbst nicht immer auf. Ihre eucharistische Gastfreundschaft gilt vorwiegend jenen, die dogmatisch und kirchenrechtlich untadelig sind. Damit will sie verhindern, dass die Eucharistie in falsche Hände gerät. Um dieses Risiko ganz auszuschließen, macht man sie am besten zur reinen Ansichtssache...

Der Autor

Dr. Hans-Joachim Höhn ist Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Köln.

Diskutieren Sie mit!

Diskutieren Sie über diesen Standpunkt und das Thema auf unserem Facebook-Auftritt.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Hans-Joachim Höhn