Staat müsse verlangen, dass Menschen sich einbrächten

BKU-Chef: Bürgergeld hält die Leute vom Spargelstechen ab

Veröffentlicht am 03.05.2024 um 12:59 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Mit scharfen Worten kritisiert der BKU-Vorsitzende Martin Nebeling das Bürgergeld. Dabei werde der "Aspekt der Subsidiarität" vergessen. Auch zur Zukunft der Rente und zur Integration von Muslimen in Deutschland äußert er sich.

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Der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Martin Nebeling, hat scharfe Kritik am Bürgergeld geäußert. "Wir brauchen kein Bürgergeld, das die Leute dazu motiviert, sich zu überlegen, ob es schöner ist, Bürgergeld zu beziehen, als zum Beispiel Spargel zu stechen", sagte Nebeling am Freitag in einem Interview des Internetportals "Corrigenda". Die katholische Soziallehre fordere dazu auf, eine Abwägung vorzunehmen zwischen dem Anspruch, Menschen in Not zu helfen, und ihnen aber immer auch Verantwortung für sich selbst zu überlassen. "Wir vergessen beim Bürgergeld den Aspekt der Subsidiarität. Das heißt: Wir müssen immer fragen: Was kannst du als Mensch selbst für dich leisten", so Nebeling.

Der Staat müsse verlangen, dass sich Menschen überlegten, welche Fähigkeiten sie hätten, was sie könnten und womit sie sich in die Gemeinschaft einbringen und im Wirtschaftsleben weiterkommen wollten. "Wer das nicht verlangt, betont die Solidarität viel zu sehr. So verstehen wir katholischen Unternehmer sie nicht", sagte der BKU-Vorsitzende weiter. Mit Blick auf die anhaltenden Debatten um das Bürgergeld auch in der Bevölkerung fügte er hinzu: "Es ist doch klar, dass sich Menschen, die ihre Steuern zahlen, genau fragen: Was passiert mit meinem Geld? Wer dann sieht, dass ihm systematisch Geld abgenommen und so investiert wird, dass andere nicht angehalten werden, für sich selbst zu sorgen, findet das ungerecht."

"Fühlt sich der Islam Deutschland zugehörig?"

Kritisch äußerte sich Nebeling auch zur Frage der Lebensarbeitszeit und der Zukunft der Rente: "Ich bin aus einem der geburtenstarken Jahrgänge, und mit mir sind 1,5 Millionen Menschen ins Berufsleben eingetreten. Heute sind es 750.000. Wenn also nur noch die Hälfte der Menschen ins Erwerbsleben eintritt, ist völlig klar, dass sich da ein Leck auftut." Dies könne man nicht dadurch stopfen, dass man das Arbeitszeitvolumen noch reduziere. "Mein Vater ist 94 Jahre alt, er ist beinahe so lange in Rente, wie er gearbeitet hat. Das heißt: Um Menschen wie ihn zu finanzieren, müssen wir länger arbeiten." Zudem gelte oft, dass Menschen, die länger arbeiteten, auch länger fit blieben.

Angesprochen auf die Lage von Migranten in Deutschland betonte der BKU-Chef, dass sein Verband zum Recht auf Asyl stehe. Schlecht sei allerdings, wenn Migranten zu viele Freiräume gegeben würden, sich nicht zu integrieren. "Ich verlange auch von Muslimen, dass sie sich, wenn sie hier sind, mit dem Christen- und Judentum auseinandersetzen. Zu glauben, man könne nach Deutschland kommen, sich auf dem Sozialsystem ausruhen und sich nicht integrieren – das wird nicht funktionieren." Auf die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, antwortete Nebeling: "Ich würde lieber fragen: Fühlt sich der Islam Deutschland zugehörig? Es geht um wechselseitige Toleranz." (stz)