Erzbischof Burger erschüttert über Lage im Kongo
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zeigt sich erschüttert von seinen Erlebnissen bei einer Caritas-Reise in die kongolesische Kriegsregion Nordkivu. "In den vergangenen Tagen habe ich dort unvorstellbar großes menschliches Elend und Leid erlebt. Mehrere Hunderttausend Menschen in Flüchtlingscamps ohne jede Rückkehrperspektive. An Tuberkulose erkrankte Häftlinge in einem überfüllten Gefängnis. Bei der Ausbeutung der seltenen Bodenschätze in der Region zählt ein Menschenleben nichts", sagte Burger am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Gleichzeitig habe er erfahren dürfen, dass inmitten des Elends der christliche Glaube Menschen zusammenführt. "Ich durfte eine Sonntagsmesse mitfeiern, in der 160 junge Menschen das Sakrament der Firmung empfingen. Eine Gemeinschaft, die inmitten des Elends Menschen zusammenbringt, um füreinander da zu sein." Der Freiburger Erzbischof glaubt auch in Zeiten von Krisen, Kriegen und Konflikten an die Macht des Heiligen Geistes, dessen Wirken Christen am Pfingstfest an diesem Wochenende feiern. "Aus der Kraft des Geistes die Welt zum Positiven gestalten zu können – das ist eine zentrale christliche Hoffnung", sagte Burger. Die biblische Pfingsterzählung sei ein Zeugnis dafür, dass nach der babylonischen Sprachverwirrung sowie der Trennung und Zerstreuung der Menschheit nach wie vor die Verheißung Gottes steht, "in der Kraft des Heiligen Geistes die Menschen in einer großen Gemeinschaft zusammenzuführen". So wie die ersten Christen mit dem Wirken des Heiligen Geistes den Mut gefasst hätten, die christliche Botschaft in die Öffentlichkeit zu tragen, so sollten sich Christen heute in einer Zeit des Unfriedens für diese Botschaft und damit für eine friedvollere Welt engagieren.
Nicht nur militärische Lösungen
Ebenfalls ruft Burger dazu auf, bei den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen nicht ausschließlich auf militärische Lösungen zu setzen. Waffen allein könnten keinen Frieden bringen, sagte Burger und betonte: "Das Verteidigungsrecht Israels nach dem Hamas-Angriff steht außer Frage, und wir müssen die Ukraine mit Waffenlieferungen gegen den russischen Aggressor unterstützen. Das ist der realpolitischen Situation geschuldet. Aber deswegen hat die christliche Friedensethik noch lange nicht kapituliert. Sie treibt uns weiterhin an, unermüdlich nach Wegen zu suchen, damit die Waffen schweigen."
Burger betonte, in allen Kriegen zahle die Zivilbevölkerung immer den höchsten Preis. "Das war beim Terrorangriff der Hamas auf Israel so, das zeigt sich jetzt bei den Kämpfen im Gazastreifen." Die Zukunft der Welt dürfe "nicht nur von Krieg, Gewalt und Terror bestimmt sein", sagte der Erzbischof. Christliche Überzeugung sei es, trotz aller Rückschläge und Gewaltausbrüche für Verständigung und Frieden zu arbeiten. "Die Menschheit wird nur eine Zukunft haben, wenn sie in Gemeinschaft Verantwortung übernimmt und füreinander einsteht." Dass jüdische Mitbürger in Deutschland wegen des Gaza-Krieges angefeindet werden, bezeichnete der Freiburger Erzbischof als unerträglich. "Wir erinnern gerade an 75 Jahre Grundgesetz, deshalb müssen wir die Würde aller Menschen in unserem Land verteidigen und garantieren." Christen seien dem Dialog und der Freundschaft mit dem Judentum nicht nur verpflichtet, er gehöre zu unserem Selbstverständnis. (mtr/KNA)