Bonifatius, Kilian und Elisabeth von Thüringen – drei Erfurter Heilige
1994 errichtete Papst Johannes Paul II. das Bistum Erfurt. In der Apostolischen Konstitution "Quo aptius", mit der der Papst die Diözese neu begründete, wird das Thüringer Bistum gleich drei Schutzpatronen unterstellt: den Wandermissionaren und Bischöfen Bonifatius und Kilian sowie der heiligen Elisabeth von Thüringen. Alle drei sind keine Thüringer und keine Deutschen – und doch prägen sie den Freistaat und ganz Deutschland bis heute.
Die erste Erwähnung Erfurts geht auf Bonifatius zurück
Wer nach Erfurt kommt, sollte sich von der jüngeren Geschichte nicht täuschen lassen: Das heutige Bistum Erfurt ist mit seiner Errichtung im Jahr 1994 eine der jüngsten Diözesen Deutschlands. Die christliche Geschichte der Hauptstadt Thüringens reicht aber viel weiter zurück als 30 Jahre. Schon 742 gab es ein erstes Bistum Erfurt – gegründet durch den heiligen Bonifatius, der heute einer der drei Bistumspatrone ist. Als Bistumspatron hat Bonifatius einige Besonderheiten: Er ist zwar Gründer der Diözese, Bischof von Erfurt war er aber nie. Und, ungewöhnlich für einen Gründer: Er war es auch, der das junge Bistum wieder abwickelte.
Der angelsächsische Mönch und Missionar, der um 673 im englischen Crediton geboren wurde und 754 oder 755 in Friesland starb, traf im Gebiet des heutigen Thüringen auf einen fruchtbaren Boden für seine Mission, viel mehr als in Hessen, wo er mit der Fällung der Donar-Eiche seinen wohl wirkmächtigsten Auftritt hatte. Besonders die Thüringer Oberschicht zeigte sich offen für den neuen Glauben. 724 weihte er die erste Taufkirche in Thüringen, die Johanniskirche in Altenbergen. In Ohrdruf, das heute zum Landkreis Gotha gehört, gründete er um das Jahr 725 die Zelle St. Michael. Das Kloster wurde zu einer wichtigen Basis für seine Missionstätigkeit.
In diese Zeit fällt auch der Bau einer Kirche auf dem späteren Domhügel in Erfurt, ein Vorgängerbau des heutigen Erfurter Doms – so jedenfalls die Legende. 1991 wurde jedenfalls bei Grabungen im Westen des heutigen Langhauses drei Meter unter der Erde eine Apsis aus einfachem Mauerwerk gefunden, die erst auf das 9. Jahrhundert und später auf das 12. Jahrhundert datiert wurde.
Ob Bonifatius einen Vorgängerbau des heutigen Doms errichtet hat, bleibt daher ungewiss. Ebenfalls nicht mehr auffindbar ist das Original des Briefs, in dem Erfurt – als "Erphesfurt" – erstmals urkundlich erwähnt wird. 742 schrieb er an Papst Zacharias. Das Original ist verschollen, die älteste bekannte Abschrift stammt aber bereits aus dem Jahr 790.
Als Gründer des Bistums ist Bonifatius mit seiner Geschichte bis heute verbunden – auch wenn er die von ihm vorgenommene Organisation der Kirche in Mitteldeutschland schon nach wenigen Jahren wieder änderte. Der von Bonifatius eingesetzte Bischof Adalar amtierte nur von 742 bis 754. Dann wurde das Bistum der Diözese Mainz zugeschlagen. In der Neuzeit gehörte das Gebiet zum Bistum Paderborn und später zu Würzburg, in der DDR zum Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen. Als Joachim Wanke 1994 der erste Bischof der neugegründeten Diözese Erfurt wurde, war er also der unmittelbare Nachfolger eines Gefährten des Bonifatius.
Bonifatius: Missionar und Reformer
Er ist der Apostel Deutschlands: der heilige Bonifatius. Mit seiner Körpergröße von 1,90 Metern muss er seinen Zeitgenossen riesig vorgekommen sein, zudem wurde er gut 80 Jahre alt. Winfried, wie er eigentlich hieß, war ein sehr ungewöhnlicher Mann. (Gedenktag: 5. Juni)
Kilian bereitete Bonifatius den Boden
Dass Bonifatius in Thüringen auf fruchtbaren Boden für das Christentum stieß, liegt an einem weiteren Erfurter Bistumspatron: dem heiligen Kilian. Wie Bonifatius stammt auch Kilian von den britischen Inseln. Der irische Mönch kam im 7. Jahrhundert als Wandermissionar über Franken in den Süden Thüringens. Vom Papst erhielt er den Auftrag, das fränkische Ostreich und Thüringen zu missionieren.
Erfolg und Niederlage liegen bei ihm nah beieinander: Zwar gelang es ihm, dem thüringischen Herzog Gospert, der von der Burg Würzburg aus regierte, mit seinem Volk zum Christentum zu bekehren. Seinen Tod fand er aber kurz darauf durch Schergen desselben Herrscherhauses. Ob die Ermordung durch Herzog Gosbert angeordnet wurde, wie es das Martyrologium des Hrabanus Maurus im 9. Jahrhundert schildert, oder durch dessen Frau Gailana, wie es in den Märtyrerlegenden des 8. und 8. Jahrhundert erzählt wird, ist historisch nicht zu klären. Kilian hatte die nach damaligem Kirchenrecht ungültige Ehe Gosperts mit der Frau seines verstorbenen Bruders angeprangert.
Der Tod der Missionare warf die Mission zunächst zurück. Bonifatius konnte aber dank der irischen Märtyrer auf den ersten Kontakten der einheimischen Bevölkerung Ostthüringens mit dem Christentum aufbauen.
Kilian: Der irische Wandermönch
Heute verehren den irischen Wandermönch vor allem Menschen in Franken. Im Bistum Würzburg ist Kilians Gedenktag, der 8. Juli, sogar ein Hochfest. Doch was ist die Geschichte dieses Glaubensbotens?
Brot und Rosen – die heilige Elisabeth von Thüringen
Die dritte im Bunde der Erfurter Bistumspatrone ist wie Kilian und Bonifatius keine gebürtige Thüringerin. Elisabeth von Thüringen wurde 1207 in Ungarn geboren. Schon mit vier Jahren kam sie aber an den Eisenacher Hof auf die Wartburg, wo sie später den Landgrafen Ludwig IV. heiratete. Von Kindheit an war sie für ihre Frömmigkeit und ihre Liebe zu den Armen bekannt. Die Franziskaner, die 1225 nach Eisenach kamen – vier Jahre nach ihrer Hochzeit – beeindruckten die fromme Landgräfin und inspirierten sie dazu, sich trotz ihres Standes persönlich um Arme, Kranke und Bedürftige zu kümmern.
Die standesbewusste Familie ihres Mannes betrachtete das Engagement Elisabeths mit Argwohn. Die wohl bekannteste Wundererzählung aus ihrer Heiligenlegende hängt damit zusammen: Trotz des Verbots ihres Mannes soll Elisabeth den Armen in der Stadt Brot gebracht haben. Sie wird dabei aber von ihrer Schwiegermutter – andere Fassungen der Legende erwähnen ihren Mann – ertappt und gefragt, was sie in ihrem Korb habe. "Rosen", entgeget die Landgräfin und wird genötigt, das Tuch aufzudecken – und tatsächlich sind in dem Korb, in dem eben noch Brot war, Rosen.
Derartige Rosenwunder werden auch anderen Heiligen zugesprochen, etwa der heiligen Elisabeth von Portugal, der Großnichte Elisabeths von Thüringen. Wahrscheinlich wurde die Legende erst nach der Heiligsprechung der Thüringer Elisabeth zugesprochen. Diese erfolgte schnell nach ihrem Tod: 1231 starb sie, 1235 erklärte sie Papst Gregor IX. zur Heiligen. Das Verfahren dazu hatte ihr geistlicher Begleiter Konrad von Marburg angestoßen. Elisabeth hatte nach dem Tod ihres Mannes die Wartburg verlassen, weigerte sich, erneut zu heiraten, und setzte ihr Vermögen ein, um in Marburg ein Armenspital zu gründen, wo sie selbst Kranke pflegte. Heute ist Elisabeth hauptsächlich für das Rosenwunder und ihre Liebe zu den Armen bekannt – dass ihr Traum von der radikalen Christusnachfolge ihr aber viel Unverständnis, Spott und Ausgrenzung brachte, selbst von den Menschen, denen sie geholfen hatte, ist ein Teil ihres Lebens, der heute seltener erzählt wird.
Elisabeth von Thüringen: Die Patronin der Nächstenliebe
Sie zählt zu den beliebtesten Heiligen Deutschlands: Viele Menschen kennen die Legenden über die fürsorgliche Elisabeth von Thüringen. Doch ihr Leben verlief alles andere als märchenhaft – für den Traum der radikalen Christusnachfolge erntete sie vor allem Unverständnis, Spott und Ausgrenzung.(Gedenktag 19. November)