Standpunkt

Profilierung statt Überangebot: Erfurter Katholikentag ist wegweisend

Veröffentlicht am 22.05.2024 um 00:01 Uhr – Von Pia Dyckmans – Lesedauer: 

Bonn ‐ Angesichts der radikalen Kürzungen beim Programm des Katholikentags in Erfurt mögen sich viele fragen, ob das Katholikentreffen noch sinnvoll ist. "Ja", sagt Pia Dyckmans – und verweist auf die Erwartungen, die an die Kirche gerichtet werden.

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Dieses Jahr werden über tausend Veranstaltungen weniger auf dem Katholikentag angeboten als in der Vergangenheit. Diese Entwicklung ist sicher nicht nur wegen der Diaspora-Situation in Erfurt und der gesamtkirchlichen Situation sinnvoll, sondern generell der richtige Weg. Was bringt es uns, wenn wir an Veranstaltungen hängen, die entweder aufgrund von einem Überangebot oder einfach aufgrund von Desinteresse nicht besucht werden? Mit Blick auf den verantwortungsvollen Umgang mit immer weniger werdenden Ressourcen bringt es wenig, außer Frustration auf Seiten der Veranstaltenden und auf Seiten der Gläubigen. Die Situation zwingt nicht nur den Katholikentag, sondern uns alle, Liebgewonnenes zu verabschieden und uns inhaltlich auf das zu fokussieren, was die Menschen von uns erwarten und brauchen. Dabei helfen Tools wie die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) oder Milieu-Daten, die Roland Müller korrekterweise auch als Kompass bezeichnet.

Auch oder gerade wegen den Entwicklungen werden wir uns sicher auch dieses Jahr wieder die Frage stellen: Brauchen wir den Katholikentag überhaupt noch? Ein ganz klares "Ja"! Der Katholikentag hat eine wichtige Rolle innerhalb der katholischen Kirche und der Gesellschaft. Der Katholikentag bringt Katholikinnen und Katholiken aus verschiedenen Regionen und Hintergründen zusammen, damit sie ihren Glauben gemeinsam feiern. Das fördert das Gemeinschaftsgefühl und stärkt die Solidarität innerhalb der Kirche – gerade mit Blick auf leere Sonntagsmessen ist das enorm wichtig. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und Ideen zwischen Gläubigen, kirchlichen Organisationen und Gemeinschaften.

Der Katholikentag bietet aber auch die Möglichkeit, aktuelle gesellschaftliche und politische Themen aus der Perspektive des Glaubens zu diskutieren. Themen wie soziale Gerechtigkeit, Frieden, Umwelt- oder Lebensschutz sind aktueller denn je und brauchen nicht nur den Raum für die Debatte, sondern auch klare kirchliche Positionen. Die KMU zeigt, dass die Mehrheit der Befragten von den Kirchen ihren Beitrag zu den gesellschaftlichen Themen erwartet. Es gibt sicher noch andere Gründe, wie den ökumenischen Dialog oder mögliche spirituelle Vertiefungen oder das immense Bildungs- und Informationsangebot. Aber schaut man in das profiliertere Programm von Erfurt, zeigt es nun besser als das Überangebot, dass der Katholikentag zur Lebendigkeit und auch zur Relevanz der katholischen Kirche in der Gesellschaft beiträgt.

Von Pia Dyckmans

Die Autorin

Pia Dyckmans ist Pressesprecherin und Stabstellenleiterin Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Eichstätt.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.