Standpunkt

Die Anti-AfD-Empfehlungen der Kirche sind der richtige Schritt

Veröffentlicht am 23.05.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Paul Hartmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Bald ist Europawahl – und die Kirche rät mit überraschender Eindeutigkeit davon ab, die AfD zu wählen. Richtig so, kommentiert Christoph Paul Hartmann. Denn gegen eine Vereinnahmung von rechts muss sich die Kirche verteidigen.

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In zweieinhalb Wochen ist Europawahl – und bevor am 9. Juni das Europäische Parlament neu besetzt wird, kommen aus der Kirche an vielen Stellen Wahlempfehlungen. Die Deutsche Bischofskonferenz und zahlreiche katholische Verbände raten davon ab, die AfD zu wählen. Zuletzt mehrten sich die Stimmen, die diese Mahnung unterstrichen. Ein ungewöhnliches Vorgehen der Kirche, die sich in den vergangenen Jahren mit guten Gründen aus der Parteipolitik heraushielt.

Dennoch ist der Einsatz gegen die AfD genau das richtige Vorgehen. Denn die Rechten fischen gern im konservativ-kirchlichen Milieu, sei es etwa mit Positionen zu Schwangerschaftsabbruch oder geschlechtlicher Vielfalt, bei denen es zumindest Schnittmengen zu Standpunkten des katholischen Lehramtes gibt – wenn auch mit ganz unterschiedlichen Begründungsmustern. Umso wichtiger ist es, dass die Kirche Farbe bekennt und genau sagt, mit wem sie sich gemein machen will und mit wem nicht.

Da ist man hierzulande weiter als in anderen Ländern. Wenn sich etwa Papst Franziskus öffentlich Seite an Seite mit Italiens rechter Regierungschefin Georgia Meloni zeigt, sendet das zumindest zweifelhafte Signale. Auch die engen Verbindungen zwischen der Kirche in Polen und der ehemals regierenden rechtspopulistischen PiS waren problematisch. Gerade weil die verfasste Kirche nicht zuletzt während der Diktaturen des 20. Jahrhunderts in vielen Fällen keine glorreiche Rolle gespielt hat, ist sie heute gefragt, ihre Werte nicht nur klar zu benennen, sondern auch gegen Vereinnahmung zu verteidigen.

Genau das tut die Kirche in Deutschland mit überraschender Eindeutigkeit, während sie sich aus dem restlichen Wahlkampf wie gewohnt heraushält. Die richtige Wahl, auch wenn ihr etwa die thüringische AfD-Sprecherin für Religion, Corinna Herold, vorwarf, ihre Zuständigkeit zu überdehnen. Dabei geht es im Christentum ja gerade nicht darum, die Menschen lediglich auf ein fernes Himmelreich zu vertrösten, sondern die Arbeit am Reich Gottes bereits im Hier und Jetzt zu beginnen. Dazu gehören Werte wie unbedingte Nächstenliebe, Gemeinschaft und Zuversicht. Die Kirche verteidigt genau jene Grundsätze, wenn sie auf diejenigen hinweist, die sie ablehnen.

Von Christoph Paul Hartmann

Der Autor

Christoph Paul Hartmann ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.