Medien kochten Konflikt hoch

Großerzbischof hofft auf gütliche Einigung im Liturgiestreit

Veröffentlicht am 23.05.2024 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Seit Jahren gibt es verstörende Bilder von Protesten gegen die Liturgiereform der syro-malabarischen Kirche – selbst zu Gewalt ist es gekommen. Der Papst warnte vor einem Schisma. Das Oberhaupt der Syro-Malabaren ist aber zuversichtlich.

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Der syro-malabarische Großerzbischof Raphael Thattil ist zuversichtlich, dass der Streit um die Liturgie der katholischen Ostkirche gütlich beigelegt werden kann. In einem Interview mit "Vatican News" sagte das Oberhaupt von gut vier Millionen katholischen Thomas-Christen, dass die Kontroverse insbesondere in den sozialen Medien übertrieben hochgekocht werde. Die Konflikte seien aus einer Mischung von Egoismus und Emotionen entstanden, hielten sich aber in Grenzen: "Wir haben 35 Diözesen und niemand erwähnt, dass 34 Diözesen dieser Entscheidung gefolgt sind. Es gibt ein paar Schwierigkeiten bei der Umsetzung in der Erzdiözese Ernakulam, der größten Diözese und der wichtigsten Stadt von Kerala."

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Es gebe zwar Probleme, der Großerzbischof ruft aber dazu auf, die Kontroverse nicht über ihre reale, tatsächliche Situation hinaus zu übertreiben. "Es handelt sich um eine vorübergehende Kontroverse, die durch gütliche Gespräche und freundschaftliche Annäherung und dergleichen beigelegt werden kann. Ich betrachte diese Kontroverse also nicht als das Ende unserer Kirche", so Thattil. Es handle sich um Wachstumsschmerzen. "Wir werden die Schwierigkeiten überwinden und aufblühen."

Entscheidung zugunsten der ostkirchlichen Tradition

Immer noch feierten alle syro-malabarischen Priester die Liturgie nach demselben Text im Messbuch. "Wir haben entschieden, wie es unsere östliche Tradition vorsieht, den Wortgottesdienst dem Volk zugewandt und den eucharistischen Gottesdienst zum Altar hin zu feiern", erläutert der Großerzbischof den Beschluss einer einheitlichen Liturgie durch die Synode der Kirche. Der Liturgiestreit spaltet die syro-malabarische Kirche seit Jahrzehnten und ist seit dem Beschluss der Synode im Jahr 2021, eine einheitliche Liturgie einzuführen, noch weiter eskaliert. Die Gegner der Liturgiereform wollen eine durchgehende Feier versus populum, also dem Volk zugewandt.

Laut den protestierenden Priestern würde eine Veränderung der seit 50 Jahren etablierten Liturgie in ihren Gemeinden nicht akzeptiert. Mehrmals hat Papst Franziskus die protestierenden Gläubigen zum Einlenken und zu Gehorsam und Gemeinschaft mit der Kirche aufgefordert, zuletzt Mitte Mai anlässlich des Besuchs einer syro-malabarischen Delegation unter Leitung des Großerzbischofs im Vatikan.

Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Zuge der portugiesischen Kolonialisierung wurden die Thomaschristen zur Übernahme westlicher Formen und Hierarchien gezwungen und zerbrachen in mehrere Kirchen. (fxn)