Papst Franziskus drängt Gegner der Liturgiereform zum Einlenken
Papst Franziskus hat die Gegner der Liturgiereform in der syro-malabarischen Kirche erneut vor einer Spaltung gewarnt und sie zum Einlenken aufgefordert. In einer Ansprache vor einer Delegation der katholischen Ostkirche am Montag im Vatikan bezeichnete der Papst den Streit um die Liturgie als eine gefährliche Versuchung, sich auf ein Detail zum Nachteil des Gemeinwohls der Kirche zu konzentrieren. "Es ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar, das allerheiligste Sakrament, das Sakrament der Liebe und der Einheit, schwer zu missachten, indem man über die liturgischen Einzelheiten dieser Eucharistie diskutiert, die der Höhepunkt seiner göttlichen Gegenwart unter uns ist." Durch den Streit schleiche sich der Teufel ein. "Die Bewahrung der Einheit ist also keine fromme Ermahnung, sondern eine Pflicht, vor allem für die Priester, die Gehorsam versprochen haben und von denen das gläubige Volk das Beispiel der Liebe und der Sanftmut erwartet", so der Papst weiter.
In seiner Ansprache vor der Delegation, zu der auch das im Januar neu gewählte Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche gehörte, Großerzbischof Raphael Thattil, würdigte Franziskus die Ostkirche, für ihre "uralte Treue, die im Zeugnis des heiligen Thomas, des Apostels Indiens, verwurzelt ist". Ausdrücklich würdigte Franziskus damit die Kirchengemeinschaft, in der die Syro-Malabaren mit dem Papst stehen. "Wo Gehorsam ist, da ist Kirche; wo Ungehorsam ist, da ist Schisma. Und ihr seid gehorsam, das ist euer Ruhm: Gehorsam."
Franziskus mahnt beständig zur Einheit im Liturgiestreit
Papst Franziskus hat sich mit seiner Ansprache zum zweiten Mal mit persönlichen Worten in den seit Jahren schwelenden Liturgiestreit unter den katholischen Thomaschristen eingebracht. Im Dezember richtete er eine Videobotschaft an die protestierenden Gläubigen im Großerzbistum Ernakulam-Angamaly, wo die Konflikte um die von der Synode der Kirche beschlossene einheitliche Form der Liturgie ihr Zentrum haben. Er forderte sie mit deutlichen Worten auf, zur Gemeinschaft der Kirche zurückzukehren: "Wenn es keine Gemeinschaft gibt, gibt es auch keine Kirche. Sie ist dann eine Sekte." Die Gläubigen sollten demnach den Priestern, die nicht bereit sind, die einheitliche Liturgie zu feiern, nicht folgen. Zuvor hatte er einen päpstlichen Delegaten ernannt, der in dem Streit schlichten sollte. Der Delegat, Erzbischof Cyril Vasil, hatte in seiner Mission bisher aber keinen Erfolg.
Zuletzt hatten die Gegner der Liturgiereform den Vorschlag eingebracht, das Großerzbistum Ernakulam-Angamaly vom Rest der syro-malabarischen Kirche abzutrennen und es als neue mit Rom verbundene Kirche eigenen Rechts zu errichten. Der Liturgiestreit spaltet die syro-malabarische Kirche seit Jahrzehnten und ist seit dem Beschluss der Synode im Jahr 2021, eine einheitliche Liturgie einzuführen, noch weiter eskaliert. Die einheitliche Form sieht vor, dass der Priester sich zur Wandlung ad orientem ausrichtet, also mit dem Rücken zum Volk. Die Gegner der Liturgiereform wollen eine durchgehende Feier versus populum, also dem Volk zugewandt. Laut den protestierenden Priestern würde eine Veränderung der seit 50 Jahren etablierten Liturgie in ihren Gemeinden nicht akzeptiert.
Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll. Durch Verbindungen zur Assyrischen Kirche des Ostens feiert sie ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Im Zuge der portugiesischen Kolonialisierung wurden die Thomaschristen zur Übernahme westlicher Formen und Hierarchien gezwungen und zerbrachen in mehrere Kirchen. (fxn)