Verband will prüfen, ob der Heilige als Patron weiterhin passend ist

KjG beginnt "kritische Auseinandersetzung" mit Patron Thomas Morus

Veröffentlicht am 26.05.2024 um 16:19 Uhr – Lesedauer: 

Altenberg/Düsseldorf ‐ Taugt Thomas Morus noch als Patron für die Katholische junge Gemeinde? Der Diözesanverband Münster hatte das im Februar verneint. Auf seinen Antrag hin wird der Gesamtverband einen Prozess zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Heiligen starten.

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Die Katholische junge Gemeinde (KjG) beginnt einen Prozess zur kritischen Auseinandersetzung mit ihrem Patron, dem heiligen Thomas Morus (1478-1535). "Die KjG macht sich auf den Weg, um Thomas Morus in seinem historischen Kontext zu reflektieren und zu beurteilen, inwieweit er als Patron der KjG weiterhin passend ist. Daneben soll auch die Rolle eines*einer Schutzpatron*in für die KjG grundlegend evaluiert werden", erklärte die KjG am Sonntag zum Abschluss ihrer diesjährigen Bundeskonferenz in Altenberg. Die Bundeskonferenz ist mit rund 90 Delegierten das höchste beschlussfassende Gremium der KjG und tagt einmal im Jahr.

Auf Nachfrage von katholisch.de teilte eine Sprecherin des Verbands mit, dass die Bundeskonferenz sich mehrheitlich für einen entsprechenden Antrag des KjG-Diözesanverbands Münster ausgesprochen habe. Dieser hatte sich bereits Ende Februar von Morus als Verbandspatron distanziert. Als besonders kritisch beurteilte der Diözesanverband damals gegenüber katholisch.de die Verfolgung von Protestanten während Morus' Amtszeit als englischer Lordkanzler. Außerdem stehe er für veraltete Werte, die heute von dem Jugendverband so nicht mehr vertreten werden könnten. Die Diözesankonferenz beschloss deshalb, Morus künftig nicht mehr als Verbandspatron hervorzuheben und den bislang nach ihm benannten Preis umzubenennen.

KjG rechnet mit Prüfprozess von rund zwei Jahren

Die KjG-Sprecherin erklärte, dass man davon ausgehe, dass der Prüfprozess rund zwei Jahre dauern werde. Bislang hebt die KjG vor allem Morus' Eintreten für Gewissensfreiheit hervor. Deutlich wird dies unter anderem in einem Zitat, das man dem Heiligen zuschreibt: "Nie hätte ich daran gedacht, einer Sache zuzustimmen, die gegen mein Gewissen wäre!" Morus wurde 1535 enthauptet, weil er sich weigerte, den Eid auf die königliche Hoheit über die Kirche zu schwören und damit den Bruch von König Heinrich VIII. mit dem Papst mitzutragen.

Morus ist außerdem als geistlicher und humanistischer Autor bekannt, sein bekanntestes Werk ist "Utopia", die Schilderung einer idealen Gesellschaft. Der KjG-Bundesverband würdigt Morus als Vorbild, das für kritisches Mitdenken, verantwortliches Handeln, Hören auf das Gewissen, Vertrauen auf Visionen und Humor steht. Hervorgehoben wird außerdem, dass Morus seinen drei Töchtern die gleiche akademische Bildung wie seinem Sohn zukommen ließ. (stz)