Erfurter Katholikentag endet mit Aufruf: "Dem Hass widerstehen!"
Mit einem stimmungsvollen Gottesdienst im Zentrum von Erfurt ist am Sonntag der 103. Deutsche Katholikentag zu Ende gegangen. Das tagelang befürchtete Unwetter blieb dort erneut aus. Vor der imposanten Kulisse des Erfurter Doms sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, man denke an die Opfer des Hochwassers im Süddeutschland und fühle sich ihnen besonders verbunden.
Katholikentags-Präsidentin Irme Stetter-Karp rief dazu auf, die Würde aller Menschen gegen Angriffe zu verteidigen. Die Botschaft des fünftägigen Treffens sei: "Wir wollen miteinander leben – nicht gegeneinander! Wir wollen den Frieden suchen – und dem Hass widerstehen." Demokratie und Christsein passten gut zusammen. "Was wir hier öffentlich bestärkt haben, muss auch in Zukunft gesagt werden können: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Damit das so bleibt, müssen wir den öffentlichen Raum verteidigen."
In einem Predigtgespräch hatte Bischof Bätzing zuvor dazu ermuntert, sich durch Krisen nicht entmutigen zu lassen. "Gehören nicht Krise und Verlust, Sehnsucht und Verheißung von Anfang an ganz wesentlich zur Kirche dazu? Glaube gibt es nur im Modus der Zerbrechlichkeit." Dennoch gebe es gute Gründe für den Glauben, fügte er auf den Stufen des Domplatzes hinzu. "Wir werden den Krisen, die unser Zusammenleben und die Zukunft unserer Erde bedrohen, eher etwas entgegenhalten können, wenn wir den entspannten langen Atem des Vertrauens auf Gott mit einbringen."
9.000 bis 12.000 beim Gottesdienst
Nach Veranstalterangaben nahmen an dem Gottesdienst rund 12.000 Menschen teil; die Polizei sprach von etwa 9.000 Gottesdienstbesuchern. In Thüringen leben Christen als Minderheit. Etwa 25 Prozent der Bevölkerung gehören einer Kirche an, im Bundesschnitt sind es knapp 50 Prozent.
Im Blick auf Krisen und Kriege stand der Katholikentag unter dem Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens". Nach Angaben der Veranstalter kamen rund 23.000 Teilnehmende. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz (SPD) besuchten das Christentreffen. Der Katholikentag fand zum dritten Mal seit der deutschen Wiedervereinigung in Ostdeutschland statt und erstmals in Erfurt.
Zahlreiche Reden und Diskussionen waren geprägt durch die Europawahl in einer Woche und drei anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland. Inhaltlich ging es um Themen wie den Aufstieg rechtsextremer Kräfte, die Klimakrise, Gerechtigkeit sowie Kriege in der Ukraine und Gaza. Der nächste Katholikentag ist 2026 in Würzburg. 2025 lädt die evangelische Kirche zum Kirchentag nach Hannover ein. (mal/KNA)
2.6., 15.20 Uhr: Meldung aktualisiert.