Pontifex sei nie diplomatisch gewesen

Bericht: Papst Franziskus weiß um sein Problem mit Schimpfwörtern

Veröffentlicht am 07.06.2024 um 12:51 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Für Aufregung und zahlreiche Reaktionen sorgte zuletzt eine nicht öffentliche Äußerung des Papstes über Homosexuelle in Priesterseminaren. Der distanzierte sich vom Begriff. Nun plaudert ein guter Freund von Franziskus über dessen Ausdrucksweise.

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Ein guter Freund von Papst Franziskus aus Argentinien hat sich zur Art und Weise geäußert, wie Franziskus sich gelegentlich in nicht-öffentlichen Situationen ausdrückt. Franziskus wisse, dass er ein Problem mit Schimpfwörtern habe, sagte der Mann, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur "Reuters" am Donnerstag. "Er nennt sich selbst 'bocon', was (aus dem Spanischen) so viel bedeutet wie jemand, der seinen Mund nicht halten kann", sagte der argentinische Freund, der den Pontifex seit mehr als 30 Jahren kennt und homosexuell ist. Franziskus sei nie diplomatisch gewesen, deshalb sei es erstaunlich, dass so etwas nicht schon viel früher passiert sei.  

Der argentinische Freund erinnerte unter anderem daran, dass die Lehrer von Franziskus, als dieser in den 1980er Jahren nach Irland ging, um Englisch zu lernen, entsetzt darüber waren, wie er aufgeschnappte Schimpfwörter gelegentlich im Unterricht benutzte. Dennoch habe Franziskus für einen Mann seiner Generation "einen weiten Weg zurückgelegt, was die Offenheit gegenüber LGBT betrifft", heißt es weiter. Das Kirchenoberhaupt sei in einer sehr konservativen Familie aufgewachsen, in der Geschiedene und erst recht Homosexuelle als gesellschaftliche Außenseiter galten. Deshalb lobte der argentinische Freund Franziskus für seine Unterstützung eingetragener Partnerschaften und seine stillen Bemühungen, den Opfern homophober Verbrechen in Argentinien in den 1990er Jahren zu helfen, als es "gefährlich war, schwul zu sein". 

Kürzlich hatte der Papst bei einem nicht-öffentlichen Treffen mit italienischen Bischöfen gewarnt, in den Priesterseminaren gebe es zu viel "Schwuchtelei". Nachdem diese Worte zuerst in den italienischen und dann in den internationalen Medien verbreitet wurden, distanzierte sich der Papst von dieser Äußerung. Der Vatikan veröffentlichte eine offizielle Entschuldigung und betonte, der Papst habe niemanden beleidigen wollen. (mtr)