"Erste Schritte auf gemeinsamen Weg"

Nach Streit wegen Missbrauch: Bischof Wilmer besucht Pfarrei

Veröffentlicht am 09.06.2024 um 12:58 Uhr – Lesedauer: 

Wolfenbüttel ‐ In den vergangenen Tagen kochte im Bistum Hildesheim der Streit zwischen einem Pfarrer und Bischof Wilmer hoch. Rücktrittsforderungen und Solidaritätsbekundungen machten die Runde. Nach einem klärenden Gespräch besuchte Wilmer nun Pfarrer und Gemeinde.

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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat sich dankbar gezeigt für die Beilegung des Streits um Missbrauchsaufarbeitung im Bistum mit Pfarrer Matthias Eggers. Er sei froh und dankbar für den Dialog und "dass wir erste Schritte auf einem künftigen gemeinsamen Weg gehen konnten", sagte Wilmer nach Bistumsangaben am Sonntag bei einem Besuch in Eggers Gemeinde in Wolfenbüttel. Vor Beginn des Sonntagsgottesdienstes bekundeten beide Geistliche den Willen, im Dialog zu bleiben, Sie reichten sich die Hände, was die Gemeinde mit Beifall quittierte. Eggers räumte ein, dass seine Kritik sehr hart ausgefallen sei und verletzend gewesen sein könnte. Deshalb verstehe er, warum der Bischof so hart reagiert habe.

Wilmer räumte ein, mit einem bangen Gefühl nach Wolfenbüttel gekommen zu sein. Er sei aber sehr freundlich aufgenommen worden. "Hinter uns allen liegen schwierige Zeiten", so der Bischof. Konflikte seien so eskaliert, dass Menschen im gesamten Bistum verunsichert worden seien. Mit Eggers habe er inzwischen lange gesprochen. "Ich bin froh, viele Gemeinsamkeiten erkannt zu haben. Auf dieser Grundlage konnten wir mutig und beherzt auch den Blick auf das werfen, was uns unterscheidet, auf das, woran wir arbeiten wollen und müssen." Man sei noch nicht am Ziel, "aber wir haben wichtige Schritte gesetzt". Trotz weiterhin bestehender Differenzen sei das gemeinsame Ziel, die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der Kirche voranzutreiben.

Streit um Rolle des Weihbischofs

In dem Konflikt ging es vor allem um die Rolle des amtierenden Weihbischofs Heinz-Günter Bongartz in einem Missbrauchsfall in der Wolfenbütteler Gemeinde. Eggers wirft Bongartz vor, den 2019 gestorbenen Pfarrer Georg M. als Ruhestandspastor ab 2009 in der Wolfenbütteler Gemeinde geduldet zu haben, obwohl Vorwürfe des vielfachen sexuellen Kindesmissbrauchs gegen diesen bekannt gewesen seien. Georg M. soll nach 2009 noch in mindestens zwei Fällen Kinder missbraucht haben.

In einem Interview mit der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" vom 17. Mai hatte Pfarrer Eggers dem Bistum und Bischof Wilmer insgesamt mangelnden Aufklärungswillen in Missbrauchsfällen vorgeworfen. Das Bistum hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. In einem Personalgespräch am 23. Mai hatte Wilmer Eggers aufgefordert, freiwillig vom Amt des Pfarrers zurückzutreten. Nach einem längeren Gespräch am 2. Juni hatte Wilmer diese Bitte zurückgenommen. Der Betroffenenrat der katholischen Nordbistümer begrüßte die Beilegung des Streits. (ben/KNA/epd)

09.06.2024, 14:45 Uhr: Ergänzt um Details im ersten und zweiten Absatz.