Schilderungen als plausibel bewertet – Domkapitel prüft Umbettung

Neue Missbrauchsvorwürfe gegen früheren Hildesheimer Bischof Janssen

Veröffentlicht am 13.06.2024 um 10:54 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim ‐ Eine erste Studie konnte nicht klären, ob Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Hildesheimer Bischof Janssen tatsächlich zutreffen. Nun haben sich drei weitere mutmaßliche Betroffene gemeldet. Ihre Schilderungen seien plausibel, sagt das Bistum.

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Gegen den früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) gibt es neue schwere Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs. Wie die Diözese am Donnerstag mitteilte, haben sich drei weitere Betroffene mit ihren Schilderungen an unabhängige Expertinnen und Experten für Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt in ihrem Bistum gewandt. Die geschilderten Taten haben sich nach Angaben der Betroffenen im Bistum Hildesheim und außerhalb des Bistums ereignet. Sie seien zu den jeweiligen Tatzeitpunkten zwischen acht und zwölf Jahre alt gewesen.

Der bischöfliche Beraterstab zu Fragen sexualisierter Gewalt habe die Plausibilität der Vorwürfe festgestellt, heißt es weiter. Bischof Heiner Wilmer habe sie daraufhin dem Domkapitel und dem Diözesanpastoralrat mitgeteilt. In beiden Gremien seien erste Konsequenzen beraten worden. Wilmer zeigte sich angesichts der neuen Vorwürfe und der Schwere der geschilderten Taten schockiert. "Meine Gedanken sind bei den Menschen, die von diesen Verbrechen betroffen sind."

Erste Vorwürfe konnten nicht final geklärt werden

Bereits 2015 und 2018 wurden Missbrauchsvorwürfe zweier Betroffener gegen Janssen bekannt. Er war damit der erste deutsche Bischof, der selbst der sexualisierten Gewalt bezichtigt wurde. In einem im September 2021 veröffentlichten Gutachten über Janssens Amtszeit (1957-1982) hieß es, dass nicht final geklärt werden könne, "ob Bischof Janssen sexuellen Missbrauch oder sexuelle Grenzüberschreitungen gegenüber Minderjährigen begangen hat". Festgestellt wurden allerdings "eklatante Missstände" im Umgang mit Missbrauch.

Weihbischof und Domdechant Heinz-Günter Bongartz erklärte, dass das Domkapitel im Zuge der neuen Meldungen eine Umbettung Jansens aus der Bischofsgruft im Dom prüfe. Die Gruft werde ab sofort blickdicht verschlossen. Direkt davor platziert wurde nun die Hinweistafel, die vor rund drei Wochen angebracht worden war und über die Vorwürfe gegen Janssen informiert.

Das Bistum Hildesheim hatte im Frühjahr eine weitere Studie zu sexualisierter Gewalt ausgeschrieben, die den Zeitraum von 1945 bis 2024 in den Blick nehmen soll. Wenn die drei Betroffenen damit einverstanden sind, will das Bistum Hildesheim die neuen Meldungen den Fachleuten vorlegen, die mit der Untersuchung beauftragt werden. (mal)