Präsidentschaftskandidat Jeb Bush kollidiert mit Kirchenlinie

Katholischer Konvertit im Konflikt

Veröffentlicht am 16.06.2015 um 11:50 Uhr – Von Thomas Spang (KNA) – Lesedauer: 
US-Präsidentschaftskandidat Jeb Bush am Mikrofon
Bild: © dpa
US-Wahlen

Miami ‐ Jeb Bush wäre bei einer Wahl zum US-Präsidenten nach John F. Kennedy der zweite Katholik als Chef im Weißen Haus. Viele Ideen des republikanischen Kandidaten kollidieren jedoch mit den Veränderungen in seiner Kirche.

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Dies immunisiere die Katholiken dagegen, sich mit dem Wind der Zeit zu drehen, hob Bush hervor und fügte hinzu: "anders als meine frühere Religion das getan hat". Auf die Nachfrage von Journalisten, was genau er an der Episkopalkirche zu kritisieren habe, wollte sich Bush nicht äußern. Musste er auch nicht: Schon früher hatte er sein Unbehagen über liturgische Reformen, die Position zur "Homo-Ehe" und andere gesellschaftliche Reizthemen zu Protokoll gegeben.

Gewiss spielte auch die Ehe mit seiner mexikanischstämmigen Frau Columba Garnica Gallo bei seiner Entscheidung, zum katholischen Glauben überzutreten, eine Rolle. Jeb hatte die praktizierende Katholikin als junger Austauschstudent in Mexiko kennengelernt und 1974 geheiratet. Die Hochzeit feierten der damals 21-jährige Bush und seine 20-jährige Frau in einer katholischen Gemeinde. Ihre drei Kinder zogen sie später im Glauben der Mutter auf.

Präsdentschaftskandidatin Hillary Clinton

Für Hillary Clinton ist die Religion als "Hintergrundmusik" immer da. Im Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte werde der Glaube zur gelebten Praxis.

Nach seinem Übertritt geriet der konservative Bush gelegentlich auch mit seiner neuen Kirche in Konflikt. Als Gouverneur von Florida (1999 bis 2007) machte er es zum Brauch, regelmäßig mit den Bischöfen der sieben katholischen Bistümer des Sonnenstaates zusammenzutreffen. Während er mit diesen bei Themen wie Abtreibung, Sterbehilfe, Einwanderung und Religionsfreiheit übereinstimmte, trennte sie bei der Todesstrafe Welten.

Wie sein Bruder George W. Bush als Gouverneur in Texas erwies sich Jeb in Florida als entschiedener Verfechter der Höchststrafe. Mit 21 Hinrichtungen erlaubte er während seiner Amtszeit mehr Exekutionen als seine drei Vorgänger zusammen. Gnade kannte er keine. Nicht ein einziges Todesurteil wandelte Bush zu einer lebenslangen Haftstrafe um.

Die Bischöfe versuchten den Gouverneur immer wieder vergeblich davon zu überzeugen, diese Praxis aufzugeben. Einmal traten sie mit dem Wunsch an ihn heran, den Maschendraht um die Todeszellen in den Gefängnissen Floridas entfernen zu lassen. Die katholischen Würdenträger sahen darin eine besonders grausame Form der Behandlung der Delinquenten.

In einer E-Mail an den Bischof von St. Petersburg, Robert N. Lynch, wies Bush das Anliegen zurück. "Ich schätze, mit welcher Ernsthaftigkeit die katholische Konferenz versucht, öffentliche Politik in Einklang mit den Lehren unseres Herrn zu bringen", schrieb Jeb. "Ich hoffe, Sie wissen, dass ich dasselbe tue." Es falle ihm nicht leicht, anderer Meinung zu sein. "Aber ich werde weiter tun, was ich für richtig halte."

Enzyklika "Laudato si"

Am 18. Juni 2015 wird die zweite Enzyklika von Papst Franziskus veröffentlicht. Sie soll den Titel "Laudato si" ("Gelobt seist du") tragen und sich vorrangig mit ökologischen Fragen beschäftigen. Hier erfahren Sie alles rund um die neue Enzyklika:

Mit seinen Positionen als Präsidentschaftskandidat der Republikaner könnte sich Bush nun sehr viel häufiger in einer unkomfortablen Position wiederfinden. Die Umweltenzyklika "Laudato si" dürfte - nach allem was bekannt ist - in direktem Widerspruch zum Leisetreten Bushs in der Klimapolitik stehen. Der Kandidat unterstützt auch nicht die von Papst Franziskus vermittelte Öffnungspolitik der USA gegenüber Kuba.

Unbehagen bereitet dem Anhänger der freien Marktwirtschaft darüber hinaus die Kapitalismuskritik des Oberhaupts seiner Kirche, die mit der pastoralen Aufforderung einhergeht, die Sorge um die Armen in den Mittelpunkt zu stellen. Schließlich gibt es erkennbare Differenzen beim Einsatz militärischer Gewalt als Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik.

Die Schnittmengen reduzieren sich auf die Steckenpferde des jahrzehntealten Kulturkampfs in den USA, wenngleich Papst Franziskus auch hier zu erkennen gab, dass er die Akzente, den Stil und den Ton der Debatte verändern möchte. Bush ist heute ein Konvertit im Konflikt.

Von Thomas Spang (KNA)