Die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit braucht einen Checkup
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Auf die Frage, warum es zunehmend Kritik an der deutschen Entwicklungshilfe gibt, hat Ministerin Svenja Schulze (SPD) neulich gesagt: "Wir erleben eine Entmenschlichung der politischen Auseinandersetzung." Wie in kaum einem anderen Politikfeld wird schon die Debatte über die Wirksamkeit der Arbeit oft schnell mit einem allgemeinen moralischen Gestus abgewürgt. Dabei brauchen die deutsche und auch die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit dringend einen gründlichen Checkup. Gerade wenn eine global prosperierende und gerechtere Welt das Ziel ist, muss das gemütliche und oft auch selbstgenügsame Weiter-so in der Entwicklungshilfe endlich gestoppt werden.
Deswegen ist es ärgerlich, wenn der Misereor-Bischof, der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, in der aktuellen Debatte um Etatkürzungen jegliche Selbstkritik am Status-quo vermissen lässt. Wieso unterstellt er Politikern, sie würden die "Situation der Ärmsten in anderen Ländern" nicht wahrnehmen? Es ist ein deutlich differenzierteres Bild notwendig. Er macht es sich auch zu einfach, wenn er sich in der schlichten Wunschvorstellung ergeht, die Entwicklungshilfe würde Fluchtursachen bekämpfen.
China investiert in Afrika und Lateinamerika massiv in Infrastruktur, in Häfen, Straßen und Fabriken, das führt zu Wachstum – und auch zu Abhängigkeit. Es braucht eine Gegenstrategie. Die Kirchen müssen dringend überprüfen, ob ihr angestammtes Konzept der Förderung der Subsistenzwirtschaft tatsächlich zum Ende des Elends führt. Die zurückliegenden 70 Jahre zeigen eine ziemlich ernüchternde Bilanz.
Und warum ist es nicht möglich, die Projekte mal nach ihrem Nutzen und ihrer Sinnhaftigkeit zu überprüfen? Das Engagement in China sollte doch zumindest mal offen debattiert werden. Ist es klug, dass die katholische Kirche in China für 522.000 Euro das Projekt "Kapazitätsaufbau und Gender-Training für zivilgesellschaftliche Basis-Organisationen und Sozialarbeiterstationen" umsetzt?
Der Autor
Volker Resing leitet das Ressort "Berliner Republik" beim Magazin "Cicero".
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.