Kardinal Müller wird Kardinalpriester – Beförderung nach zehn Jahren
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller wurde vom Kardinaldiakon zum Kardinalpriester befördert. Am Montag entschied das Konsistorium unter der Leitung von Papst Franziskus, Müller auf seinen Antrag hin in die Klasse der Kardinalpriester zu erheben, teilte der Vatikan mit. Die Titeldiakonie Müllers, Sant’Agnese in Agone, wird dazu während seiner Amtszeit ("pro hac vice") vorübergehend zur Titelkirche erhoben. Kardinaldiakone haben nach zehn Jahren im Amt das Recht, den Papst um die Erhebung zum Kardinalpriester und um eine Titelkirche zu bitten ("optatio"). Müller wurde am 22. Februar 2014 ins Kardinalskollegium aufgenommen. Nach seiner Emeritierung als Präfekt der Glaubenskongregation ist Müller mittlerweile Richter an der Apostolischen Signatur, dem höchsten Gericht der Kirche.
Das Kardinalskollegium ist in die drei Klassen der Kardinalbischöfe, Kardinalpriester und Kardinaldiakone gegliedert. Die Klassen jedoch sind unabhängig vom tatsächlichen Weihegrad. In der Regel sind alle Kardinäle Bischöfe. Kardinalbischöfe sind die Kardinäle, denen der Titel einer der suburbikarischen Bistümer in der Umgebung Roms zugewiesen wird. Die Leitung dieser Bistümer ist aber von den Inhabern der Titel getrennt, sie haben jeweils eigene Diözesanbischöfe. Außerdem gehören die zu Kardinälen erhobenen Patriarchen der katholischen Ostkirchen zu den Kardinalbischöfen. Papst Franziskus außerdem verfügt, die bischöfliche Klasse um fünf weitere Mitglieder ohne suburbikarischen Titel zu erweitern. Kardinalpriester sind die Kardinäle, denen eine Titelkirche in Rom zugewiesen ist, Kardinaldiakonen ist eine Diakonie zugewiesen. Müller war der einzige unter den deutschen Kardinälen in dieser Klasse. Durch die Verschiebung in die priesterliche Klasse verändert sich die Ehrenrangfolge, weitere Vorrechte sind damit nicht verbunden.
Müllers Diakonie Sant’Agnese in Agone war zuletzt von 1517 bis 1654 Titelkirche eines Kardinalpriesters, bis der Titel aufgegeben wurde. Erst seit 1998 ist die Kirche wieder ein Kardinalstitel im Rang einer Diakonie. Neben Müller wurden auch Kardinal James Michael Harvey, der Erzpriester der Patriarchalbasilika St. Paul vor den Mauern, und Lorenzo Baldisseri, der emeritierte Generalsekretär der Bischofssynode, in die Klasse der Kardinalpriester aufgenommen. Harvey war bislang der dienstälteste Kardinaldiakon unter 80 Jahren und hatte damit die Aufgabe, nach einem Konklave die Wahl des neuen Papstes zu verkünden. Diese Aufgabe fällt nun dem Präfekten der Apostolischen Signatur, Kardinal Dominique Mamberti, zu. (fxn)