Papst Franziskus reist am Sonntag nach Triest
Am Sonntag unternimmt Papst Franziskus seine dritte inneritalienische Pastoralreise in diesem Jahr. Nach Venedig am 28. April und Verona am 18. Mai besucht er diesmal die Hafenmetropole Triest im äußersten Nordosten des Landes. Offizieller Anlass des Besuchs ist eine mehrtägige Versammlung von katholischen Vereinigungen, die im Sozialbereich und in der Caritas aktiv sind.
Nach dem endgültigen Aus der italienischen Christdemokratie suchen sie neue Wege, um sich ins gesellschaftliche und politische Leben des Landes einzubringen. Erschwert wird dies durch die allgemeine politische Entwicklung in Italien, das sich derzeit immer mehr in Richtung einer frontalen Rechts-links-Konfrontation ohne relevante politische Mitte entwickelt.
50. "Sozialwoche der Katholiken in Italien"
Die 50. "Sozialwoche der Katholiken in Italien" wurde am 3. Juli von Staatspräsident Sergio Mattarella mit einer Rede eröffnet, der Papst beschließt sie vier Tage danach im Kongresszentrum von Triest. Es wird erwartet, dass er sich auch zur gesellschaftlichen Rolle der Katholiken im heutigen Italien äußert. Die Anwesenheit des Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, unterstreicht die nationale Bedeutung der Veranstaltung.
In Vatikanmedien eigens erwähnt wird die Anwesenheit von Philippe Donnet, Chef des Versicherungskonzerns Generali, der in Triest seinen Sitz hat. Die sechstgrößte Versicherung der Welt unterstützt über ihre Stiftung "The Human Safety Net" vor allem Geflüchtete und Familien in Notlagen.
Nach seiner Rede bei der Sozialwoche findet ein Treffen des Papstes mit Migranten statt, von denen in Triest viele unter teils menschenunwürdigen Bedingungen leben. Die Lage am nordwestlichen Ende der Balkanroute hat die Stadt zu einem Brennpunkt gemacht. In den heruntergekommenen Lagerhallen ("Silos") am Hafen hausten über Jahre Hunderte Menschen, darunter viele aus Südostasien, zwischen Müll und Ratten.
Vor Papstbesuch: Bürgermeister lässt baufällige Hallen räumen
Erst wenige Wochen vor dem Papstbesuch ordnete Bürgermeister Roberto Dipiazza (Forza Italia) an, die baufälligen Hallen zu räumen, zu schließen und zu versiegeln. Zuvor hatten lokale Medien berichtet, der Papst wolle sich dort mit den Bewohnern treffen. Dipiazza regiert die Stadt mit einer fünfjährigen Unterbrechung bereits seit 2001.
Die meisten der vertriebenen Migranten wurden laut einem Bericht der Tageszeitung "Il Fatto Quottidiano" mit Unterstützung des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Wohn-Containern untergebracht. Andere wurden in benachbarte Städte und Kreise gebracht.
Da der örtliche Bischof Enrico Trevisi den Papst über die Vorgänge informiert haben dürfte, wird erwartet, dass Franziskus in einer seiner öffentlichen Ansprachen auch die Lage der Migranten zum Thema machen wird. Trevisi hatte im Vorfeld des Papstbesuchs öffentlich auf die eklatanten Missstände in den "Silos" hingewiesen und rasche Verbesserungen gefordert.
Treffen mit Menschen mit Behinderung
Außer den Migranten trifft der Papst in Triest Menschen mit Behinderung, Vertreter anderer christlicher Kirchen und eine Gruppe von Wissenschaftlern. Zum Abschluss seines Besuchs will Papst Franziskus einen großen Gottesdienst halten. Er findet auf dem zentralen Platz von Triest statt, der Piazza Unita d'Italia, rund 10.000 Menschen werden dazu erwartet.
Vermutlich wird Franziskus in seiner Predigt auch über die besondere Rolle der Hafenstadt Triest mit ihrer einzigartigen Lage an der Grenze von slawischem, germanischem und romanischem Kulturkreis sprechen. Nach einem abschließenden öffentlichen Mittagsgebet will der Papst Triest noch vor 13 Uhr per Hubschrauber wieder verlassen, um am frühen Nachmittag in den Vatikan zurückzukehren.