Stadion-Seelsorger: Bundesliga sollte von der Fußball-EM lernen
Auf positive Wirkungen der Fußball-EM für die Bundesliga hofft der katholische Stadion-Seelsorger im Berliner Olympiastadion, Gregor Bellin. Bei den Europameisterschaftsspielen der vergangenen Wochen habe ihn beeindruckt, "welche Formen an Fankulturen sich gezeigt und entwickelt haben", sagte er dem Kölner katholischen Portal "domradio.de" (Sonntag): "In den wenigsten Fällen war es ein Gegeneinander, sondern oft ein Miteinander. Das würde ich mir für die Bundesliga und auch die zweite Liga wünschen, dass die Fans miteinander agieren und nicht gegeneinander. Dann würden uns viele unschöne Szenen im Bereich und im Umfeld der Spiele erspart bleiben."
Man sehe, wie sehr Fußball verbinden könne – ähnlich wie Religion: "Ich finde es immer besonders beeindruckend, wenn bei uns im Stadion Fans unterschiedlicher Mannschaften zusammenkommen, man sich beim Vaterunser an die Hand fasst und wir uns vergewissern, dass Gott unser aller Vater ist. Dann heißt das, dass wir untereinander Schwestern und Brüder sind."
UEFA ließ Öffnung der Kapelle nicht zu
Bellin bedauerte es, dass die seit der WM 2006 existierende Stadionkapelle bei der EM und auch beim Endspiel am Sonntagabend auf Anordnung des Fußballverbands UEFA geschlossen bleiben musste. Bei der WM 2006 habe die deutsche Nationalelf dort zum Beispiel Andachten gefeiert, und vor jedem Bundesligaspiel gebe es einen ökumenischen Gottesdienst.
Zugleich erinnerte der Seelsorger an das WM-Finale 2006, das am Ende Italien gegen Frankreich gewann: Das spätere Sportfoto des Jahres habe gezeigt, dass italienische Spieler vor dem Endspiel in der Kapelle gesehen wurden – im Gegensatz zu den französischen Kickern: "Wie es ausgegangen ist, das wissen Sie. Ich sage immer: Nicht wer am lautesten in der Kapelle betet, gewinnt Titel, sondern jeder, der in der Kapelle betet, ist schon Gewinner." (KNA)