Anian Christoph Wimmer über die Enzyklika des Papstes

Das Schönste an "Laudato si"

Veröffentlicht am 19.06.2015 um 00:01 Uhr – Von Anian Christoph Wimmer – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Anian Christoph Wimmer über die Enzyklika des Papstes

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Die neue Enzyklika von Papst Franziskus selbst lesen: Das sollten alle mündigen Christen tun. Und getrost erst einmal die Explosion der Einschätzungen durch Experten - echte wie vermeintliche - vermeiden, die nun alle versuchen, mit ihrer Exegese die Deutungshoheit darüber zu haben, was Papst Franziskus "wirklich sagt" und "eigentlich meint". (Das gilt auch für diesen Kommentar!) Bei einer solch klaren, wenn auch langen Übersetzung des Lehrschreibens ins Deutsche ist das vorab weder nötig noch hilfreich.

Wenn geschätzte Kollegen wie KNA-Chefredakteur Ludwig Ring-Eifel sogar vorschlagen, es lohne sich vor allem, im ersten Drittel und gegen Ende zu lesen, dann kann ich dem nur entgegenhalten: Moment! Es lohnt sich, den Text erst einmal ganz zu lesen. Mindestens einmal. Nur so erschließt sich auch eine einzelne herausragende Passage dieser Enzyklika, die es verdient, besonders gewürdigt zu werden. Sie stellt eine Innovation dar, die gerade keiner politischen Interpretation oder Vereinnahmung bedarf, und weit über den Lärm der Reaktionen ragt. Es ist der Abschnitt mit den beiden Gebeten, die uns Franziskus zum Schluss seiner Überlegungen schenkt. Das eine stellt ein bemerkenswertes Novum dar: Dieses Gebet können alle beten "die an einen Gott glauben, der allmächtiger Schöpfer ist". Und das andere schenkt uns der Papst, damit "wir Christen die Verpflichtungen gegenüber der Schöpfung übernehmen können, die uns das Evangelium Jesu vorstellt", wie er schreibt.

Damit leistet der Text etwas Bemerkenswertes: Er macht die Menschheit zum Adressat, zumindest alle, die an einen Schöpfergott glauben. Und er gibt der Christenheit gleichzeitig ihre Rolle, im Verhältnis zu (und aus dem Verhältnis heraus mit) unserem dreifaltigen Gott. Das ist für mich das Schönste an "Laudato Si"; nicht zuletzt weil der Text damit auch zurück zu seinem Ausgangspunkt kehrt - dem Sonnengesang des heiligen Franz - und diesen in einem Gebet und Anliegen aufhebt, das wir alle heute und durch die Zeit mit der Schöpfung teilen.

Der Autor

Anian Christoph Wimmer ist Chefredakteur der Münchner Kirchenzeitung und Familienvater.

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Von Anian Christoph Wimmer