Nicht zum ersten Mal blickt die Kirche in den Abgrund ihrer Fehler
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Wieder so eine toxische Woche. Wieder so eine Woche mit verifizierten Meldungen über sexuellen Missbrauch in geistlichen Gemeinschaften der katholischen Kirche, in Taizé, Paris und anderswo. Als Ordensfrau lässt mich das traurig, beschämt und wütend zurück. Damit meine ich nicht etwa, dass es schon wieder Negativschlagzeilen sind, die die Reinheit und Unschuld der Ecclesia Catholica in den Schmutz ziehen. Nein, zum wiederholten Mal widert mich die Vorstellung an, dass ausgerechnet in den hoch gepriesenen neuen geistlichen Bewegungen so viel Teuflisches am Werk ist, für das man lange Zeit betriebsblind war.
Wie kann es sein, dass die kirchlichen Autoritäten, die in Sachen kirchlicher Sexualmoral sonst kein Pardon kennen, hier immer wieder beide Augen zugedrückt und trotz erster Vorwürfe von Opfern nicht eingegriffen haben? Was für eine verquere Liebes-, Opfer- und Sühnetheologie müssen sich die Gründer- und Führungspersönlichkeiten zurechtgelegt haben, um nach sexuellen Eskapaden mit Schutzbefohlenen ihrer Gemeinschaft umso innigere Gebete und Gesänge anzustimmen? Jeder einzelne dieser Vorfälle ist eine Tat zu viel und Verrat an der Idee, die Jesus uns als seinen Nachfolgern und Nachfolgerinnen mit auf den Weg gegeben hat.
Es gibt Stimmen, die die begangenen Untaten gerne im Dunkel der Archive belassen möchten: Vergangen, vergessen, Schwamm drüber. Mit jedem Fall, der ans Licht kommt, beginnen Heiligenscheine und heroische Tugendgrade vermeintlicher Gurus zu bröckeln, und das ist gut so. Es ist nicht das erste Mal in mehr als 2000 Jahren Kirchengeschichte seit dem Kreuzestod Jesu, dass die Kirche in den Abgrund ihrer eigenen Fehler blicken muss. Auch ein Petrus hat daraus gelernt. Aus dem Sakrament der Buße kennt die Kirche fünf Schritte auf dem Weg zu Vergebung und Neuanfang: Gewissenserforschung, Reue, guter Vorsatz, Bekenntnis und Wiedergutmachung. Auf dem Weg zum Reiches Gottes zählt jeder Schritt in diese Richtung. Wer sagt denn, dass so ein Bekenntnis nicht öffentlich sein darf?
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB arbeitet in der Ordensleitung des Kloster Grafschaft. Sie pendelt zwischen Deutschland und Jerusalem, wo sie in der Lehre tätig ist
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.