Meier: Priester nicht geweiht, um Zeit in Sitzungen zu verbringen
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat Priester dazu aufgerufen, sich mehr für die Seelsorge und die Menschen einzusetzen. "Verliert nicht mehr Zeit als unbedingt mit Konferenzen, bei denen man sich um sich selbst dreht, mit Debatten über Umsatzsteuer oder Datenschutz", sagte Meier laut Predigtmanuskript am Donnerstag bei einem Festgottesdienst mit den Priesterjubilaren in der Erzabtei St. Ottilien. "Bei Eurer Weihe wurden Eure Hände gesalbt, nicht Euer Sitzfleisch! Ihr wurdet nicht zum Priester geweiht, um Eure Zeit in endlosen Sitzungen zu verbringen", so Meier. Es gehe darum, den Menschen zu begegnen und sie zu Gott zu begleiten.
Wer das tue, merke schnell, dass das Leben eines Priesters so wie das Leben eines Hirten hart und unromantisch sei und einiges abverlange. "Das Schaf hat sich das Bein gebrochen, der Hirt nimmt es auf seine Schultern, das Schaf zittert vor Schmerz und Angst, und wenn ein Schaf Angst hat, pinkelt es. Dem Hirten läuft dann die Schafspisse in den Nacken und den Rücken herunter und er stinkt", sagte Meier. "Dass der Hirt nach den Schafen riechen soll, wie Papst Franziskus immer wieder verlangt, ist gar nicht romantisch." Hirte zu sein brauche daher Überwindung. "Das heißt: ob alt, ob jung – es wird uns weiter etwas kosten, Priester zu sein."
"Es ist gut, dass wir nicht sakrosankt auf einer Säule stehen"
Der Augsburger Bischof betonte zudem, dass Kritik an Priestern auch eine gute Seite habe. "Auch wenn es uns unangenehm ist, manche Kritik muss sein, sie rüttelt uns auf", so Meier. "Es ist gut, dass wir nicht sakrosankt auf einer Säule stehen, selbst wenn wir eine sakramentale Weihe empfangen haben." Er rief dazu auf, die Kritiker ernst zu nehmen, sich aber im Glauben nicht verwirren zu lassen.
Meier hob ebenso hervor, dass ein lebenslanger Weg als Priester nur mit einer persönlichen Beziehung zu Jesus gelingen könne. "Jesus will, dass wir wegkommen von unserem vorgefertigten Drucksachenglauben." Er selbst, so Meier, suche sich bei der Post immer zunächst die Briefe mit handgeschriebener Adresse heraus und freue sich, wenn es Briefe und Karten gebe, "wo lebendige Menschen mir schreiben, mich persönlich ansprechen und mit ihrem eigenen Namen dahinterstehen". Zu oft würden vorformulierte Texte einfach nachgebetet. Das sei zwar wichtig, aber zu wenig, so Bischof Meier. "Dann sind wir nur 'fotokopierte Christen'." Die Menschen merkten jedoch schnell, ob ein Priester authentisch sei. "Jesus wünscht sich keine Fotokopien, er möchte Originale." (cbr)