Kirche unter dem Hammer: Gotteshaus soll versteigert werden
Die Sächsische Grundstücksauktionen AG führt sie als eines der "Highlights der Herbst-Auktionen 2024": Am 30. August soll bei einer Auktion in Leipzig die denkmalgeschützte neogotische Kirche Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria in Hettstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt) unter den Hammer kommen. Aber nicht nur die Kirche soll versteigert werden, sondern insgesamt ein rund 4.963 Quadratmeter großes Grundstück mitsamt Pfarrhaus.
Der Grundstein für die Marienkirche wurde bereits 1892 gelegt. Zuvor mussten die Katholiken, die im Zuge der Industrialisierung ins Harzvorland gekommen waren, ihre Gottesdienste in einem Wirtshaussaal oder auf dem Dachboden des Pfarrhauses feiern. Schon fünf Monate nach der Grundsteinlegung konnte der Kirche die Richtkrone aufgesetzt werden, kurz darauf wurde die Glocke in den Pfarrturm gehängt. Am 31. Mai 1894 konsekrierte der Paderborner Bischof Hubert Simar die Kirche.
"Holzfenster in verschiedenen Ausführungen"
Das Gotteshaus überstand zwei Weltkriege, die Zeit des Nationalsozialismus und das DDR-Regime, wechselte vom Erzbistum Paderborn zum Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg und 1994 schließlich ins wiedererrichtete Bistum Magdeburg. Doch die Zahl der Katholiken in Sachsen-Anhalt ging im Laufe der Zeit immer weiter zurück, die Gemeinde konnte die Marienkirche nicht länger halten. Am 19. Juli 2020 wurde sie schließlich profaniert.
Rund vier Jahre später preist der Katalog nun das ehemalige Gotteshaus "mit Dachturm und Glocke" an, das sich "in rückseitiger Hanglage" unweit des Marktplatzes der 14.700 Einwohner Ortschaft Hettstedt befindet und "über eine Steintreppe mit Eisengeländer" erreichbar ist. Es gebe eine Gastherme mit Warmluftheizung sowie Handwaschbecken, ansonsten allerdings keine weiteren Sanitäranlagen. Außerdem vorhanden: "Holzfenster in verschiedenen Ausführungen, unter anderem Spitzbogenfenster, mehrfarbig und -teilig sowie mit leichtgradig stilisierten Darstellungen abstrakter Formen."
„In den vier Jahren seit der Profanierung 2020 ist es nicht gelungen, jemanden zu finden, der uns ein überzeugendes Nutzungskonzept vorgelegt hat.“
Ein weiteres Detail lässt aufmerken: Im Inserat heißt es, die Kirche werde "mit Pfarrei" verkauft. Pfarrer Stefan Hansch kann jedoch beruhigen: Die Pfarrgemeinde solle nicht mitverkauft werden, sagte er auf Anfrage von katholisch.de. Gemeint sei damit das ehemalige Pfarrhaus. Hansch, der in der Pfarrei Sankt Georg Mansfelder Land als Moderator agiert, hat eine persönliche Verbindung zu der Kirche: Hier wurde er getauft, feierte seine Erstkommunion und seine Primiz. Die Profanierung und die nun geplante Versteigerung seien in diesem Zusammenhang "schmerzlich, aber notwendig".
"In den vier Jahren seit der Profanierung 2020 ist es nicht gelungen, jemanden zu finden, der uns ein überzeugendes Nutzungskonzept vorgelegt hat", sagt Hansch. Die Kirche liege in einer strukturschwachen Diasporagemeinde. Die Versteigerung sei daher ein "vernünftiger Schritt".
Umfassender Sanierungs- und Modernisierungsbedarf
Wer künftig in die Kirche Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria einziehen wird, wird voraussichtlich die Auktion am 30. August zeigen. Das Gotteshaus ist eines von 112 Immobilien, die an zwei Tagen in Leipzig und Dresden versteigert werden. Es gibt allerdings Einschränkungen. Im Grundbuch sei festhalten worden, dass gewerbliche Nachnutzungen ausgeschlossen seien, die dem geweihten Charakter der Kirche widersprächen, sagt Pfarrer Hansch.
Auf die Käuferin oder den Käufer wartet jedenfalls einiges an Arbeit. "Insgesamt gepflegter Zustand mit weiterem umfassenden Sanierungs- und Modernisierungsbedarf", heißt es im Katalog der Sächsischen Grundstücksauktionen AG. Das Mindestgebot für das gesamte Ensemble: 149.000 Euro.