Carlo-Acutis-Tournee umstritten

Liturgiehistoriker: Reliquienkult so alt wie Neues Testament

Veröffentlicht am 29.07.2024 um 10:41 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Seit der Tournee des Herzens von Carlo Acutis ist die Diskussion um die Reliquienverehrung in der Kirche wieder aufgeflammt. Der Liturgiehistoriker Stefan Heid spricht sich für den Kult aus – und verweist auf dessen historische Wurzeln.

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Der römische Liturgiehistoriker Stefan Heid hat sich für den Reliquienkult stark gemacht. "Die Verehrung von Reliquien an und für sich ist so alt wie das Neue Testament", schreibt er in einem Beitrag für "Communio" am Montag. "Dabei ist natürlich ein großer Unterschied, ob man eine Reliquie verborgen in einer Schachtel aufbewahrt, oder sichtbar in einer Monstranz."

Schon die Apostelgeschichte und der heilige Augustinus berichten von der Reliquienverehrung, so Heid. Er verweist dabei auch auf lokale Unterschiede: "Wohl ist richtig, dass man im lateinischen Westen sehr zögerlich war, Gräber zu öffnen. Gerade deshalb hat man bevorzugt Kontaktreliquien verwendet." Dagegen habe es im Osten bereits im vierten Jahrhundert Reliquien aus zerteilten Körpern gegeben. Dies stehe für "eine legitime Pluralität", so Heid. Zentral sei es, Reliquien mit "dem eucharistischen Kult zu verbinden", etwa indem sie auf Altäre gestellt würden.

Anlass für den Beitrag ist die Diskussion um die Tournee einer Herzreliquie des seligen Carlo Acutis, infolgedessen die Reliquie in mehreren Städten in Deutschland, den Niederlanden und Belgien Station machte. Der Italiener Acutis war 2006 im Alter von 15 Jahren gestorben und soll bald heiliggesprochen werden. Unter anderem kritisierte der Theologe Oliver Wintzek die Verehrung menschlicher Überreste als "anachronistisch". (cph)