Standpunkt

Was für ein harmloses queeres "Abendmahl" bei Olympia

Veröffentlicht am 30.07.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Paul Hartmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das queere Show-Segment der Pariser Olympia-Eröffnung hallt in kirchlichen Kreisen noch immer nach, manche entdecken darin eine Christentums-Verhöhnung. Christoph Paul Hartmann rät zur Gelassenheit.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Was für eine Olympia-Eröffnungs-Show war das in Paris! Ein glitzernder Eiffelturm, Sport-Teams auf Booten, Celine Dion! Für manche katholische Kreise bleibt allerdings vor allem ein Segment im Gedächtnis, in dem einige Beobachtende eine Verspottung des letzten Abendmahls entdeckt haben wollen. Unter anderen protestierten auch die französischen Bischöfe gegen die Darstellung. Die Entschuldigung der Olympia-Veranstalter, man habe nie die Absicht gehabt, eine religiöse Gruppe zu verunglimpfen, reichte manchen nicht.

Wer sich die Eröffnungsfeier noch einmal anschaut, fragt sich schnell, worüber sich die Leute eigentlich aufregen: Die Referenz auf das Abendmahl ist zwar sichtbar, aber kurz. Die Tafel öffnet sich nach wenigen Sekunden zum Laufsteg, Drag-Queens (und auch -Kings) zeigen bunte Mode, tanzen, winken den Sportlern auf den Booten zu. Das alles zu quirliger Musik von "Crying At The Discotheque" bis "D. I. S. C. O.". Wenn später der schlumpfig-blau gepinselte Dionysos singt, wendet sich die Szene zu einem lukullischen Mahl, bonbonfarbig, divers und ein bisschen schrill.

Eine über die handzahme Persiflage hinausgehende "Verhöhnung" ist das nicht, vielmehr ein harmloses kleines Fest auf einer Seine-Brücke. Die Figur im Zentrum erinnert mit ihrem Kopfschmuck auch deutlich eher an die New Yorker Freiheitsstatue als an den Erlöser kurz vor seiner Verhaftung.

Wer sich hier an einer angeblich so christentumsfeindlichen Darstellung aufhängt, will gerade diese darin sehen. Die queere Party nimmt nicht direkt Bezug auf das Abendmahl selbst, sondern auf da Vincis Wandgemälde – und damit auf das Werk eines religionskritischen, queeren Künstlers. Außerdem ist die Formensprache derart vage, dass schon viel Wille dazugehört, um sich davon angegriffen zu fühlen.

Zudem: Mit auch religiösen Symbolen und Ikonografien spielerisch umzugehen, gehört zu den Markenzeichen der Kunstfreiheit in freiheitlichen Gesellschaften. Das muss nicht jedem gefallen, das muss auch nicht jeder für künstlerisch wertvoll halten. Aber sich als Christ in einem solchen Zusammenhang als Opfer zu gerieren, sagt mehr über den Klagenden als über die Inszenierung.

Von Christoph Paul Hartmann

Der Autor

Christoph Paul Hartmann ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.