Erst die dritte Frau, die die Auszeichnung erhält

Gewinnerin des diesjährigen Romano-Guardini-Preises steht fest

Veröffentlicht am 29.07.2024 um 16:21 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Seit 1970 haben nur zwei Frauen den Romano-Guardini-Preis der Katholischen Akademie in Bayern erhalten. Nun darf sich eine dritte über die besondere, mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung freuen.

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Die Juristin Angelika Nußberger (61) erhält den Romano-Guardini-Preis der Katholischen Akademie in Bayern. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt eine Frau, die sich in Theorie und Praxis für die Stärkung des internationalen Völkerrechts einsetzt, wie die Akademie am Montag in München mitteilte. Benannt ist der Preis nach dem Religionsphilosophen und Theologen Romano Guardini (1885-1968). Die Verleihung ist für den 10. Dezember in München geplant. Die Laudatio soll der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, halten.

In einer Zeit, in der über die Gefährdungen der Demokratie diskutiert werde, sei die Auszeichnung einer Persönlichkeit, die sich dem Erstarken der Rechtsstaatlichkeit widme, ein wichtiges Zeichen, heißt es in der Begründung. Die in München geborene und in Köln lehrende Juristin wirkte von 2011 bis 2019 als Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, zwischen 2017 und 2019 war sie dessen Vizepräsidentin. Von 2022 bis 2024 war sie Vorsitzende der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer.

"Ethos der Macht"

Auslandsaufenthalte führten Nußberger nach Harvard, Straßburg und Genf. Sie engagiert sich in vielen Gremien wie der Venedig-Kommission des Europarats. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören der deutsche, europäische und internationale Grundrechtsschutz, vergleichendes Verfassungsrecht und der Einfluss des Völkerrechts auf die Rechtsprechung in Mittel- und Osteuropa. Schon früh beschäftigte sich Nußberger mit dem Denken Guardinis, wie es heißt. Dieser habe sich während und nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft um eine Widerlegung der dahinterstehenden Ideologie bemüht und ein "Ethos der Macht" eingefordert.

Der Guardini-Preis wird seit 1970 vergeben. Unter anderen ging er an den Theologen Karl Rahner, den Physiker Werner Heisenberg, den Komponisten Carl Orff, den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, den Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, an Kardinal Karl Lehmann, den Klimaökonom Ottmar Edenhofer und zuletzt an den Chef des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz von Bayern. Nußberger ist nach den beiden Ordensfrauen Gemma Hinricher (1982) und Lea Ackermann (2008) erst die dritte Frau, die die Auszeichnung erhält. (KNA)