Mönch scheitert in der ZDF-Show "Bares für Rares"
290 Diamanten, Weißgold, eine Perle – Pater Otto Betler hält einen echten Schatz in seinen Händen. Es handelt sich um eine Brosche, und zwar eine mit sehr interessantem Hintergrund. Der Mönch aus der oberbayerischen Benediktiner-Erzabtei Sankt Ottilien hat das Stück just ins Fernsehen gebracht, in die von Horst Lichter moderierte ZDF-Antiquitätenshow "Bares für Rares". Warum er es dort anders als geplant doch nicht verkauft hat, erzählt der Ordensmann im Interview. Außerdem verrät der 62-Jährige, wie es überhaupt zu dem TV-Auftritt kam, woher das Juwel stammt und was nun damit passieren soll.
Frage: Pater Otto, was ist da los in Sankt Ottilien: Müssen Sie Klosterschätze zu Geld machen, steht's etwa schlecht um die Abtei?
Betler: Nein, nein, um Gottes willen! (Lacht.) Aber mit dem Thema Finanzen hängt mein Fernsehauftritt tatsächlich zusammen.
Frage: Wie denn?
Betler: Zu verdanken ist das alles Peter Richter. Er ist ein Freund des Klosters, ein guter Bekannter von mir, er besucht immer wieder Kurse hier. Vor einigen Jahren hat er dabei zufällig erfahren, dass Orden nichts von der Kirchensteuer abbekommen. Da ist er aus allen Wolken gefallen. Diese Erkenntnis ist ihm über die Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Dann hat er irgendwann eine wertvolle Brosche gekauft, sich an uns gewandt und gesagt: Damit geht ihr zu "Bares für Rares", die macht ihr zu Geld für euer Kloster, ich melde euch beim Fernsehen an. Und dann erzählt ihr da, dass Orden viele Spenden brauchen, weil sie nichts von der Kirchensteuer kriegen. So kam es.
Frage: Was genau ist das für eine Brosche?
Betler: Eine wunderschöne, schauen Sie, wie sie im Licht funkelt! (Der Pater hält die silberfarbene Brosche vor seinen schwarzen Habit, den Ordensanzug; das Schmuckstück schillert und strahlt, fast scheint es zu glühen.) Der Rahmen ist aus 720er Weißgold gefertigt, 290 Diamanten, das heißt achteinhalb Karat, sitzen darauf, zudem gibt es eine Perle – jedoch ist unklar, ob sie aus der Natur oder einer Zucht stammt. Gewiss ist hingegen, für wen sie vor etwa 80 Jahren gefertigt wurde: für die "Stahlprinzessin" Henriette von Bohlen und Halbach, die 2019 verstorbene Frau des letzten Sprosses der Krupp-Dynastie. Mehr zur Entstehungsgeschichte des Stücks weiß ich leider nicht.
Frage: Die Brosche scheint Blumen zu zeigen.
Betler: Ja, Rosen, in dreifacher Ausführung. Als Knospe, Blüte und Frucht, als Hagebutte also. Die Kunsthistorikerin bei "Bares für Rares" hat dazu schöne Anmerkungen gegeben. Sie hat auf den Benediktinermönch Bernhard von Cluny aus dem 12. Jahrhundert verwiesen, der das Erscheinungsbild der Rose im Jahresverlauf als Sinnbild für das menschliche Leben beschrieben hat. Bernhard von Cluny passte hervorragend, denn wir haben ja im hessischen Kloster Eberbach gedreht, einer einstigen Zisterzienserabtei, in der Teile des Films "Der Name der Rose" aufgenommen wurden. Der Titel dieser Umberto-Eco-Romanverfilmung beruht auf Bernhard von Clunys Gleichnis.
Frage: Nun haben Sie die Brosche aber wieder mitgebracht. Warum?
Betler: Die Kunsthistorikerin hat ihren Wert auf 8.000 bis 10.000 Euro geschätzt. Mein Bekannter Peter hatte vorher gesagt: Unter 14.000 Euro gibst du sie nicht her. Deshalb bin ich gar nicht erst zu den Händlern gegangen. Man muss zum Wert sagen: Peter glaubt, die Perle stammt aus der Natur, die Kunsthistorikerin glaubt das nicht. Es gab da zwei Röntgenuntersuchungen mit unterschiedlichem Ergebnis.
Frage: Wie fanden Sie es beim Fernsehen?
Betler: Nett! Alle waren sehr freundlich. Es war etwas anstrengend, dass man manche Sachen siebenmal drehen musste. Denn es waren Freiluftaufnahmen, und ständig donnerte irgendein Jet vom nahen Frankfurter Flughafen über uns hinweg.
Frage: Sie stammen ja aus den USA, denen man gemeinhin eine große Show-Nähe attestiert. Gilt das für Sie auch?
Betler: Jedenfalls bin ich nicht kamerascheu. Vor meiner Klosterzeit stand ich in meiner Heimat schon oft vor der Kamera, zum Beispiel als Vorsitzender der Landkreisplanungskommission und als Musiker, ich spiele Geige. Ein wenig Lampenfieber hatte ich bei "Bares für Rares" aber trotzdem, das ist gesund, das macht aufmerksam.
Frage: Nun haben Sie einen Schatz im Kloster. Was soll aus der Brosche werden?
Betler: Erst mal lagert sie sicher im Safe. Aber sie wird schon jemanden finden, der sie für einen angemessenen Preis erstehen möchte, da bin ich sicher. Das Ding hat eine so dolle Geschichte, wenn das jetzt durchs Fernsehen bekannt wird, reißen sich die Sammler darum. Also liebe Leute: Meldet euch gerne bei unserem Cellerar, dem Finanzboss des Klosters! Er heißt Bruder Josef Götz und ist unter josef@ottilien.de zu erreichen.
Frage: Und wohin soll der Erlös fließen?
Betler: Das Geld kommt dann natürlich nicht mir, sondern der Abtei zugute. Es ist für den Umbau und die Modernisierung unserer Klosterschule, des Rhabanus-Maurus-Gymnasiums, eingeplant. Reicher geworden bin ich persönlich übrigens jetzt schon.
Frage: Inwiefern?
Betler: Ich durfte eine schöne Reise an einen Ort unternehmen, der mir ans Herz gewachsen ist. Auf der anderen Rheinseite von Kloster Eberbach, im Kloster Jakobsberg, habe ich früher oft Kurse für angehende Ordensmänner gegeben. Außerdem habe ich durch die Brosche einiges über den Adel erfahren – ich sage Ihnen: Für einen Amerikaner ist das very exotic! Und noch was: Ich bin jetzt 62. Da freue ich mich doch sehr über die Bekanntschaft mit der Brosche. Denn darauf wird ja nicht etwa die Knospe oder die Blüte der Rose durch die kostbare Perle dargestellt – sondern die Hagebutte, die Reifestufe des Lebens also.
Die Sendung in der Mediathek
Die Sendung mit Pater Otto Betler wurde am Mittwochabend im ZDF ausgestrahlt. Sie ist die nächsten sechs Monate in der ZDF-Mediathek abrufbar.