Nach einer Woche: Vatikan kritisiert Olympia-Eröffnungsfeier
Über eine Woche nach der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris hat sich der Vatikan zu der queeren Inszenierung geäußert. Der Heilige Stuhl sei betrübt gewesen über einige Szenen und könne sich nur den Stimmen anschließen, die in den vergangenen Tagen die Beleidigung vieler Christen und Gläubiger anderer Religionen beklagt hätten, heißt es in einer Mitteilung am Samstagabend. "Bei einem prestigeträchtigen Ereignis, bei dem sich die ganze Welt um gemeinsame Werte versammelt, sollte es keine Anspielungen geben, die die religiösen Überzeugungen vieler Menschen lächerlich machen.", so das auf Französisch verfasste Schreiben weiter. "Die Meinungsfreiheit, die selbstverständlich nicht in Frage gestellt wird, findet ihre Grenze im Respekt vor anderen."
Bei der Eröffnungsfeier am vorvergangenen Freitag hatten Dragqueens mit Tänzern und Performern auf einer Brücke über der Seine eine an das letzte Abendmahl Christi mit seinen Jüngern erinnernde Szene dargestellt. Die Inszenierung stieß international auf Kritik, vor allem bei Kirchenvertretern. Der Veranstalter erklärte später, dass es sich bei der vorgespielten Szene nicht um eine Darstellung des Abendmahls, sondern eine Szene aus der griechischen Mythologie gehandelt habe.
Am Sonntag hat vor der Kathedrale Notre-Dame ein interreligiöses Treffen stattgefunden. Vertreter der fünf Weltreligionen warben dort für Völkerverständigung und den Olympischen Frieden. Umgeben von rund 100 Geistlichen des olympischen multireligiösen Zentrums teilten sie ihre Meinung und Gedanken darüber, wie Sport das Beste für Menschen und die Menschheit mobilisieren kann, berichtete das Portal Vatican News.
Auch Präsident des IOC anwesend
Neben Philippe Marsset, Weihbischof von Paris, vertraten das Christentum der Präsident der Protestantischen Föderation Frankreichs, Christian Krieger, und der orthodoxe Geistliche Anton Gelyasov. Außerdem waren jeweils ranghohe Repräsentanten des Islams, des Judentums, des Buddhismus und des Hinduismus anwesend. Unter den Teilnehmern war auch der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach.
Die von der katholischen Kirche organisierte Feier erinnerte an eine ähnliche interreligiöse Zeremonie während der Olympischen Spiele am 5. Juli 1924 in Paris, zu der damals die meisten Athleten zusammenkamen, um den olympischen Friedensgedanken und den Respekt zwischen Völkern und Kulturen zu feiern. Weltkriegsverlierer Deutschland war damals allerdings zum zweiten Mal nach 1920 von den Olympischen Spielen ausgeschlossen.
Am Sonntag trugen Teilnehmer aus dem Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus neben freien Reden auch Gebete, Lesungen und Appelle vor. Der Verantwortliche der Französischen Bischofskonferenz für die Olympischen Spiele, Bischof Emmanuel Gobillard, berichtete vor dem Treffen, vielen Athletinnen und Athleten gehe es bei Olympia nicht vorrangig um den Sieg, sondern um eine tiefere menschliche Erfahrung. Viele suchten während dieser Zeit die Gelegenheit, zu beten, Beichte abzulegen oder einfach einen Segen zu empfangen. (rom/KNA)
4.8.2024, 14.30 Uhr: ergänzt um weitere Informationen zur interreligiösen Feier.