Standpunkt

Klöster und Orden werden Zukunft der Kirche in Deutschland prägen

Veröffentlicht am 07.08.2024 um 00:01 Uhr – Von Roland Müller – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Austrittszahlen sind auf einem konstant hohen Niveau und es wollen immer weniger Männer Priester werden. Die negativen Entwicklungen in der Kirche können allerdings auch eine Chance für die Klöster und Orden sein, meint Roland Müller.

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Die Kirche in Deutschland schrumpft: Die Austrittszahlen sind auf einem hohen Niveau, es wollen nur sehr wenige Männer Priester werden und viele Pfarreien werden zusammengelegt. Diese Entwicklungen werden bleiben und die Kirche künftig prägen. Pfarreien werden ihre vormals große Bedeutung einbüßen und katholische Verbände nicht mehr flächendeckend vertreten sein. Doch wer tritt an ihre Stelle? Vieles spricht dafür, dass zu einem großen Teil Klöster und Ordensgemeinschaften bedeutende kirchliche Leuchttürme sein werden.

Schon seit der Christianisierung im heutigen Deutschland haben Ordensleute eine wichtige Rolle gespielt. Sie brachten den christlichen Glauben zu den Menschen in ihren jeweiligen Lebenswelten, gründeten Missionsstationen und Klöster, machten Land urbar und schufen ein kulturelles Netz aus Bibliotheken und Schulen, das unsere Kultur teilweise bis heute prägt. Und nicht nur das: Die Gemeinschaften aus Gebet und einem ganzheitlich gelebten Glauben waren in der Geschichte stets Orte der Ruhe wie der Provokation. Die einfache Lebensweise ganz für Gott ließ so manchen Herrscher alt aussehen, Klostermauern waren Rückzugsorte für Verfolgte wie Sinnsuchende. Aus diesen Gründen gingen immer wieder fruchtbare Impulse für die ganze Kirche von den Orden aus.

Die Entwicklungen der Kirche hierzulande sind zwar nicht an den Orden vorbeigegangen; auch bei ihnen fehlen Berufungen und Konvente mussten schließen. Dennoch sind Ordensleute in sehr vielen Teilen Deutschlands immer noch präsent. Klöster sind nicht nur Orte für überzeugte Christen, sondern auch Anlaufpunkte für die Allgemeinheit. Die Benediktinerinnen im niedersächsischen Dinklage ziehen mit ihrer zeitgemäßen Art monastischen Lebens Gläubige aus ganz Norddeutschland an. Die Jugendvespern in Kloster Wechselburg in Sachsen bieten einen wichtigen Treffpunkt für viele junge Katholiken in Ostdeutschland. Beispiele wie diese gibt es viele.

Damit Klöster und andere Niederlassungen von Orden als geistliche Zentren in ihr Umfeld ausstrahlen können, sollten sie sich auf ihren Markenkern besinnen: Sie müssen Orte eines glaubwürdig gelebten Glaubens sein, die das Herausfordernde des Christentums betonen – und dadurch dem Schrumpfen der Amtskirche in Deutschland etwas entgegenstellen.

Von Roland Müller

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.