Polizeiseelsorger: Jeder Mensch kann ein Stück Seelsorger sein
Nach dem Teileinsturz eines Hotels mit zwei Toten im Mosel-Ort Kröv gehen Betroffene nach Expertenangaben unterschiedlich mit den Erlebnissen um. Polizeiseelsorger Hubertus Kesselheim berichtete im Interview des kirchlichen Kölner Internetportals domradio.de (Sonntag) von einer älteren Frau, die verschüttet gewesen sei und gebetet habe. Im Fernsehen habe sie gesagt, dass sie ihren Urlaub mit zwei Freundinnen fortsetzen wolle. "Andere werden mit Sicherheit sehr darunter leiden, unter den Eingeschlossenen gewesen zu sein in dem langen Warten auf die Retter."
Dies seien traumatische Geschehnisse, betonte Kesselheim. Es werde schwierig, damit umzugehen. "Es wird vielleicht auch die eine oder andere längere therapeutische Begleitung brauchen."
Wieder Boden untere den Füßen geben
Als Seelsorger könne er versuchen, Menschen, denen der Boden unter den Füßen weggezogen worden sei, diesen Boden wieder unter die Füße zu geben. "Reden und vor allen Dingen Zuhören ist die wichtigste Aufgabe, die wir haben. Das ist nicht nur Aufgabe von Seelsorge. Das können die Menschen auch untereinander tun." Jeder Mensch könne ein Stück Seelsorger sein, wenn er bereit sei, wirklich zuzuhören.
"Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen, die am Rande eines Traumas stehen oder die ein Trauma erlebt haben, ganz oft dasselbe erzählen. Sie erzählen immer wieder das Gleiche und wollen es loswerden", erklärte der Experte. "Das auszuhalten und sich immer wieder das Gleiche anzuhören, ohne es zu bewerten, ist eine ganz wichtige Aufgabe von Krisenbegleitung, von Traumabegleitung und von Seelsorge." (KNA)