Ermittlungen "in alle Richtungen"

Kirche bis auf Grundmauern abgebrannt – Gemeinde ist schockiert

Veröffentlicht am 12.08.2024 um 15:09 Uhr – Von Norbert Demuth (KNA) – Lesedauer: 

Widdern/Heilbronn ‐ Zurück bleibt eine schockierte Gemeinde ohne Kirche: Ein Brand hat am Samstagabend das 1966 errichtete katholische Gotteshaus im baden-württembergischen Widdern bei Heilbronn komplett zerstört. Was war die Ursache?

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Es war später Samstagabend, als die Tochter eines Kirchengemeinde-Mitglieds "ganz aufgelöst" am Pfarrhaus den Pfarrer aus dem Bett klingelte. Der Grund: Die katholische Kirche Sankt Josef in Widdern nahe Heilbronn brenne lichterloh. An der Brandstelle angekommen, war auch Guido Bömer, Pfarrer der Katholischen Seelsorgeeinheit Schöntal, geschockt: "Es bricht einem das Herz, ein Gotteshaus, einen geweihten Ort, abbrennen zu sehen", sagte Bömer am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Kirche mit Herzblut errichtet

Als das Feuer am Samstagabend gegen 22 Uhr gemeldet wurde, stand laut Polizei bereits der gesamte Dachstuhl der Kirche in Brand. Das im Jahr 1966 errichtete Kirchgebäude brannte schließlich bis auf die Grundmauern nieder. "Totalschaden", sagt Bömer knapp. An der Brandstelle traf der Pfarrer schockierte Gemeindemitglieder, "manche unter Tränen". Deren Eltern hätten teilweise selbst die Kirche vor 58 Jahren mit errichtet, "mit ganz viel Eigenleistung und Herzblut", erläutert Bömer und fügt hinzu: "Das tut schon weh."

Auch am Montag gab es noch keine Erkenntnisse zur Brandursache. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte ein Polizeisprecher der KNA. Derzeit liefen Absprachen, wann ein Gutachter vor Ort sein könne, um zusammen mit der Kriminalpolizei mögliche Spuren zu sichern. Für Brandstiftung spricht aus Sicht des Pfarrers sehr wenig, doch diese Ermittlungen überlasse er der Polizei und der Versicherung. Der Gesamtschaden liegt ersten Schätzungen zufolge bei mindestens 500.000 Euro. Neben den Einsatzkräften der Polizei waren die Feuerwehr mit mehr als 120 Personen und der Rettungsdienst im Einsatz. Verletzt wurde niemand.

Gedenkgottesdienst an Unglückstelle geplant

Am Samstagabend (17. August) soll um 19 Uhr ein Gedenkgottesdienst an der Unglückstelle stattfinden – mit Domkapitular Uwe Scharfenecker als Vertreter der Diözese Rottenburg-Stuttgart. "Wir sind sehr betroffen, zumal wir uns der Bedeutung des Gebäudes für die Gemeinde bewusst sind", erklärte der Domkapitular am Montag. Derzeit könne nur erahnt werden, wie gewaltig der Schaden sowie die Sorgen und Ängste vor Ort seien. Der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz werde sich am heutigen Montag noch vor Ort ein Bild der Situation machen, teilte die Diözese mit. Die Bistumsleitung sicherte der Kirchengemeinde in Widdern ihre Unterstützung für alle nun anstehenden Schritte und Entscheidungen zu.

Der Rottenburg-Stuttgarter Weihbischof Thomas Maria Renz
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht (Archivbild)

Thomas Maria Renz, Weihbischof in Rottenburg-Stuttgart.

Unterdessen hat die evangelische Gemeinde vor Ort angeboten, "dass wir unsere katholischen Gottesdienste in der Übergangszeit in der evangelischen Kirche abhalten können", so Bömer. In der protestantischen Laurentiuskirche in Widdern sei man "herzlich willkommen", so der katholische Pfarrer, der in der Seelsorgeeinheit zusammen mit einem Pastoralteam zwölf Kirchenstandorte betreut. In Widdern gebe es rund 250 Gemeindemitglieder.

Zur Frage, ob die Sankt-Josef-Kirche wieder aufgebaut werden soll, sagte Bömer: "Dazu kann ich noch nichts sagen. Wir sind in enger Abstimmung mit dem bischöflichen Bauamt." Dieses habe die Gemeinde schon bei der Schadensabwicklung stark unterstützt. Als Pfarrer habe er jedenfalls ein Interesse daran, "dass es an diesem Standort in einem Versammlungsgebäude weitergeht". Dass eine Kirche komplett abbrennt und am Ende nur noch Schutt und Asche ist, kommt selten vor. Doch Pfarrer Bömer verweist darauf, dass die Kirche 1966 in Einfachbauweise entstand, "wobei viel Holz verbaut wurde". Die Brandschutz-Überprüfung sei "im regelmäßigen Turnus" erfolgt, wobei keine besonderen Auflagen erteilt worden seien.

"Das Allerheiligste wurde gerettet"

Und zudem sei das Kirchengebäude auch deshalb gänzlich zerstört worden, weil die Feuerwehr am Ende die Entscheidung getroffen habe, "es kontrolliert abbrennen zu lassen", weil wegen der Flammenwucht nichts mehr zu retten gewesen sei. Fast nichts: Aus dem Tabernakel am Altar habe das Allerheiligste durch die Feuerwehr vor den Flammen gesichert werden können, berichtet Pfarrer Bömer. "Die Feuerwehr hat sozusagen den Herrn befreien können."

Von Norbert Demuth (KNA)