Thorsten Aymanns hatte Amt in Aachen nur befristet übernommen

Scheidender Generalvikar: Immer noch erhöhtes Priesterbild macht Sorge

Veröffentlicht am 16.08.2024 um 11:29 Uhr – Lesedauer: 

Aachen ‐ Thorsten Aymanns war nur kurz Aachener Generalvikar, da er das Amt bloß befristet übernommen hatte. Zum Abschied äußerte er sich zum Priesterbild der Zukunft, zum nötigen Miteinander von Geweihten und Nicht-Geweihten und zur Strukturreform im Bistum.

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Der scheidende Aachener Generalvikar Thorsten Aymanns wünscht sich angesichts sich verändernder Strukturen ein gutes Zusammenwirken zwischen Priestern und Laien. "Es bereitet mir schon Sorge, dass es auch bei uns noch Tendenzen gibt, die Rolle des Priesters ganz im Sinne des 19. Jahrhunderts zu überhöhen", sagte Aymanns im Interview in der aktuellen Ausgabe der Aachener Kirchenzeitung. Es gelte, konstruktiv darüber zu diskutieren, welche Priestertypen nötig seien. "Priester und alle anderen Christen brauchen ein dynamisches Miteinander im Sinne des gemeinsamen Auftrages."

Leitung bedeute nicht, alles selber machen und entscheiden zu wollen, so Aymanns weiter. "Delegation, Vertrauensvorschuss, die Arbeit im Team und Vernetzung der Beteiligten auch quer zu den Strukturen einer Organisation sind unerlässlich für ein zielführendes, erfolgreiches und für alle Beteiligten sinnstiftendes Handeln." Nötig sei mehr Zielorientierung auf allen Ebenen. "Ist unser Angebot relevant? Und welchen Inhalt haben wir? Sind wir bereit, auch etwas zu riskieren und alte Wege zu verlassen?", sind laut Aymanns dabei die Leitfragen.

"Viel bewegt"

Mit Blick auf den bisherigen Verlauf des Strukturprozesses im Bistum Aachen zieht Aymanns eine gemischte Bilanz. "Wir haben dank des riesigen Engagements von so vielen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden auf allen Ebenen unseres Bistums viel bewegt." Doch man könnte schon weiter sein: "Mich stört, dass wir uns wirklich mit großer Akribie zu stark mit uns selbst beschäftigen, während sich die gesellschaftlichen und weltpolitischen Themen, die mir große Sorgen bereiten, zuspitzen." Und weiter: "Für Außenstehende wirken wir wie eine überforderte Selbsthilfegruppe bei der Bearbeitung gegenseitig zugefügter Verletzungen." Unter dem Titel "Heute bei dir" hatte das Bistum Aachen 2028 einen weitrechenden Prozess zur Veränderung seiner Pfarreienstruktur initiiert. Ein Ergebnis davon ist, dass in der Diözese bis 2028 die bestehenden 326 Pfarreien zu 44 zusammengeschlossen werden sollen. Diese sollen perspektivisch zu acht Pfarreien weiterentwickelt werden.

"Die Bereitschaft, sich selbst zu verändern, ist eine Grundvoraussetzung, um eine Kirche mitzugestalten, die in unserer Gesellschaft anschlussfähig bleibt", betonte Aymanns. Dass es kein geringes Beharrungsvermögen innerhalb der Kirche gebe, müsse man aushalten. Generell bedeute katholisch zu sein, "zu integrieren und nicht zu spalten. Das Befreiende liegt darin, dass Gott alle Menschen in den Blick nimmt. Das ist das Gegenteil von sektiererischem Denken."

Thorsten Aymanns hatte das Amt des Aachener Generalvikars im Januar von Andreas Frick übernommen, der Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor wurde. Er war allerdings nur befristet im Amt. Im Juni teilte das Bistum Aachen mit, dass Jan Nienkerke neuer Generalvikar wird und das Amt ohne besondere Befristung übernimmt. Nienkerke wird an diesem Freitag im Aachener Dom eingeführt. (mal)