Wenn Helfer selbst zu Opfern werden

Krisenhelfer zunehmend in Gefahr – Caritas fordert besseren Schutz

Veröffentlicht am 19.08.2024 um 16:46 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Freiburg ‐ 2023 war laut Experten das bisher tödlichste Jahr für humanitäre Helfer weltweit. Kriegsparteien missachten immer häufiger deren Unabhängigkeit, beklagt Caritas international. Manchmal seien sie unliebsame Augenzeugen.

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Humanitäre Einsätze werden nach Angaben von Hilfsorganisationen für Helfer immer gefährlicher. Laut dem Projekt "Aid Worker Security Database" kamen im vergangenen Jahr weltweit mindestens 270 humanitäre Helfer ums Leben – ein Höchststand. Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, mahnte am Montag bessere Schutzmechanismen an. Auch die deutschen Bischöfe forderten mehr Solidarität und Unterstützung für Notleidende.

Problematisch ist laut Müller, dass Kriegsparteien immer häufiger die Unabhängigkeit von Helfern missachten. Er bezog sich auch auf Fälle im Osten der Demokratischen Republik Kongo, wo Rebellengruppen die Entführung von humanitären Helfern als "lukratives System, um Einnahmen zu generieren", entdeckt hätten. Für die humanitären Helfer vor Ort bedeute das ein "sehr, sehr hohes Risiko". Dennoch sähen es weiter viele als ihre Verpflichtung an, in der Not zu helfen: "Meine Erfahrung ist: Man muss Helferinnen und Helfer eher davor schützen, in solche Gebiete zu gehen."

Müller äußerte sich aus Anlass des Welttages der humanitären Hilfe. Zuvor hatte er zunehmende Angriffe auch auf Helfer der Caritas beklagt. Als Ursachen für die Gewalt gegen Helfer beschrieb er zumeist politische oder ideologische Gründe. Manchmal sollten unliebsame Augenzeugen beseitigt werden, oder Kriminelle versuchten, mit Entführungen Geld zu erpressen.

Erzbischof Burger: "Zeit der Not"

An die christliche Verantwortung, Notleidenden zu helfen, erinnerte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. "Die dramatische Situation in vielen Regionen der Welt, vor allem in der Ukraine und im Gaza-Streifen, aber auch die oft übersehene Not, die viele täglich erfahren, fordern unser Mitgefühl und unseren Einsatz", mahnte Burger auf der Plattform X.

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"Als Christen sind wir dazu berufen, unsere Herzen und Hände zu öffnen, um in dieser Zeit der Not Hoffnung und konkrete Unterstützung zu bieten. Jeder Beitrag zählt und jede Geste der Solidarität kann ein Leben zum Besseren wenden." In der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist Burger Vorsitzender der Kommission für caritative Fragen.

Angriffe gegen humanitäre Helfer sind ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik, Luise Amtsberg, appellierte an alle Parteien in bewaffneten Konflikten weltweit, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren und Helfer besser zu schützen: "Ihr Engagement und ihre Aufopferung verdienen größten Respekt, denn ihre Arbeit sichert konkret das Überleben von Millionen von Menschen." (KNA)