Moraltheologe: Christliche Politik ist weder rechts noch links
Aus Sicht des Paderborner Moraltheologen Peter Schallenberg lässt sich christliche Politik nicht in eine politische Richtung einsortieren. "Daher ist christliche Politik immer konservativ, liberal und progressiv zugleich, aber weder rechts noch links: Der gute, von Gott geschaffene Kern jeder Person soll erhalten und gefördert werden zur Freiheit der Kinder Gottes und der Entfaltung der Talente, und so die Welt und die Staaten vorzubereiten auf die Wiederkunft Christi", schreibt Schallenberg in einem Beitrag für die "Tagespost" (Dienstag). Es komme als Christ nicht darauf an, "in einer bösen Welt zu überwintern und möglichst unbeschadet in der Ewigkeit anzukommen", so der Moraltheologe. Ziel sei es vielmehr, die "oft schlechte Welt der Gottvergessenheit und der Menschenverachtung umzuwandeln und schrittweise zu verbessern".
Das gesamte 25. Kapitel des Matthäus-Evangeliums könne mit seinen konkreten Hinweisen auf die Zuwendung zu den Menschen mit Leid und Einschränkungen als Wahlprogramm dienen. Hier zeige sich ein erster wichtiger Maßstab christlicher Politik: "Wie werden Menschen befähigt, trotz ungleicher Lebensbedingungen und trotz Einschränkungen, ja sogar trotz Schuld und Verfehlung ('Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht') wieder neu anzufangen, ihre Talente zu entfalten und sich in Würde in dieser Welt auf die Ewigkeit der Liebe Gottes vorzubereiten?", fragt Schallenberg. Es brauche daher nach Augustinus den Staat und seine Gesetze, um "Menschen zur Liebe frei zu lassen und Fortschritte zu machen auf dem Weg zum Himmel".
Bildung und Gesundheit zentrale Pfeiler des Sozialstaates
Besonders drei Dinge seien zentral für eine christliche Politik, so Schallenberg: Bildung und Gesundheit etwa als zentrale Pfeiler des Sozialstaates, weil sie zur Freiheit befähigten. "Zweitens steht Nächstenliebe vor Fernstenliebe, Ehe und Familie vor Staatsvolk, Heimat und nationaler Staat vor Weltstaat, ohne dass der Blick für internationale Gerechtigkeit verloren gehen darf", so der Moraltheologe. Außerdem stehe der innere Mensch vor den äußeren Institutionen, "denn wie Christus sagt, kommt das Böse nicht von außen in das Herz, sondern kommt aus dem Herzen des Menschen und breitet sich außen aus".
Schallenberg war nach eigenen Angaben zu vier Vorträgen in Sachsen unterwegs, wo am 1. September Landtagswahlen stattfinden. Dabei habe er die Wahlprogramme der sechs aussichtsreichsten Parteien aus Sicht christlicher Sozialethik untersucht. Eine ähnliche Kurzanalyse hat der Sozialethiker auch für das Katholische Büro Sachsen, das Evangelische Büro Sachsen und die Katholische Erwachsenbildung Sachsen erstellt. (cbr)