Franziskus will schlankere und effizientere Hochschulen

Papst-Universität Urbaniana berät über einschneidende Reformen

Veröffentlicht am 29.08.2024 um 17:40 Uhr – Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Rund ein Dutzend päpstliche Hochschulen gibt es in Rom – zu viele für die begrenzte Zahl von Studierenden. Eine der größeren Universitäten berät nun über Reformen. Sogar Professorenstellen werden dort eingespart.

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Die drittgrößte Päpstliche Universität in Rom soll schlanker und effizienter werden. Wie das Portal Vatican News berichtete, hat am Donnerstag eine zweitägige außerordentliche Vollversammlung der 1627 gegründeten "Pontificia Università Urbaniana" begonnen, um darüber zu beraten.

Zu der Tagung habe Kurienkardinal Luis Antonio Tagle, dem die Hochschule untersteht, zahlreiche Kardinäle, Bischöfe, Ordensleute und Missionare zusammengerufen. Die kurz "Urbaniana" genannte Universität dient vor allem der Ausbildung von Männern und Frauen, die in den Missionsgebieten der Erde tätig sind.

Mehr Arbeitsteilung unter den Päpstlichen Universitäten

Die Vollversammlung finde "im Rahmen des Projekts für einen Neustart der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen Hochschulen statt, die Papst Franziskus mehrfach gefordert hat", so das vatikanische Nachrichtenportal. Grundlage sei die Apostolische Konstitution "Veritatis gaudium".

Mit diesem verbindlichen Dokument hatte Franziskus im Januar 2018 den Startschuss für eine umfassende Reform der päpstlichen Hochschulen gegeben. Unter anderem sollen sie durch mehr Arbeitsteilung untereinander effizienter werden. Zudem soll es mehr akademische Qualitätskontrolle und eine Betonung der christlichen Spiritualität geben.

Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle
Bild: ©KNA/Paolo Galosi/Romano Siciliani

Kardinal Luis Antonio Tagle ist Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung. In dieser Funktion untersteht ihm die Universität Urbaniana.

Die jetzige Vollversammlung sei eine "Etappe" in einem Unterscheidungs- und Beratungsprozess, heißt es bei Vatican News. 27 Bischofskonferenzen, die meisten von ihnen aus Afrika und Asien, hätten Anforderungsprofile und Vorschläge für eine Reform der Hochschule eingereicht, die von Papst Urban VIII. als Hochschule der Missions-Kongregation "Propaganda Fide" gegründet wurde. Historisch war die Urbaniana die erste Hochschule überhaupt, an der Menschen aus allen Kontinenten studieren konnten.

Die Urbaniana wird bis heute überwiegend aus dem Etat des Missionierungs- und Evangelisierungsdikasteriums des Papstes finanziert. Die von Kardinal Tagle geleitete Behörde zahlt auch die meisten Stipendien derer, die dort studieren. Weltweit gibt es mehr als 100 akademische Institutionen, die mit der Urbaniana verbunden sind, sie sind über 40 Länder verteilt.

Unter Führung eines Juraprofessors

Die nun anstehende Reform soll auch zu einer besseren Vernetzung und Arbeitsteilung zwischen diesen Instituten und der Urbaniana führen, schreibt Vatican News. Federführend für den gesamten Reformprozess an der Uni sei der vor einem Jahr vom Papst ernannte neue Rektor der Urbaniana, Juraprofessor Vincenzo Buonomo (63), der kein Priester ist. Zuvor war er bereits Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität.

Die Päpstlichen Hochschulen sollen nach dem Willen von Franziskus enger kooperieren und kostspielige Doppelstrukturen sowie redundante Lehrangebote vermeiden. Die Reform zeigt laut Vatican News jetzt schon sichtbare Folgen. So wurde die Zahl der ordentlichen Professorenstellen allein an der Urbaniana im Vergleich zum vergangenen Studienjahr von 62 auf 47 reduziert, die der Dozenten mit zeitlich befristetem Auftrag von 113 auf jetzt nur noch 40. Insgesamt verringerten sich die Kosten für Verwaltung und Lehre im Jahr 2025 so um 1,5 Millionen Euro.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)