Priester über russische Gefangenschaft: Das Gebet hat mich gerettet
Der ukrainische Priester Bohdan Heleta hat über seine Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft gesprochen. Das Gebet habe ihn gerettet, sagte der Redemptoristenpater, der zur mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche gehört, in einem Interview mit einem kirchlichen Fernsehsender, wie mehrere Medien am Dienstag berichteten. In der Zeit seiner fünfmonatigen Isolationshaft habe er erfahren, was es bedeute, am Rande des Lebens zu stehen, sagte Heleta. "Ich habe dort begriffen, wie ein Mensch irre werden kann; ich habe dort verstanden, warum Menschen Suizid begehen."
Sein eigenes Gebet und das Gebet der Gläubigen für seine Freilassung hätten ihn gerettet, so der griechisch-katholische Geistliche. "Ich habe das Gebet der Kirche gespürt." Während seiner Isolation in der 77. Strafkolonie in der von Russland besetzten ukrainischen Stadt Berdjansk wurde Heleta mit andauernder Musik aus einem Lautsprecher gefoltert. "Den ganzen Tag wurden sowjetische Lieder gespielt." Andere Gefangene wurden etwa mit Elektroschocks gequält oder mussten den Text der russischen Nationalhymne auswendig lernen, wobei eine Strafe drohte, wenn das nicht gelang.
Von Freilassung überrascht
Heleta befand sich ein Jahr und sieben Monate in mehreren Lagern in russischer Gefangenschaft. Im November 2022 wurde der Ordensmann von russischen Soldaten mit Sturmhauben in seiner Kirche in Berdjansk festgenommen. In russischen Medien wurde er des Terrorismus und des illegalen Waffenbesitzes beschuldigt. Ende Juni wurde Heleta gemeinsam mit dem ebenfalls zum Redemptoristenorden gehörden Priester Iwan Lewyzkyj im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen. "Das war eine große Überraschung", sagte der Priester über seine Freilassung. Er habe damit nicht gerechnet und sei nicht darüber informiert worden.
Aus der Zeit in den anderen Gefangenenlagern berichtete Heleta, dass es nicht möglich gewesen sei, Liturgie zu feiern, obwohl bekannt gewesen sei, dass er und Lewyzkyj Geistliche sind. Da sie zur griechisch-katholischen Kirche gehören, seien sie von den russischen Soldaten wie Mitglieder einer "Sekte", die sich von der Orthodoxie abgespalten habe, behandelt worden. Aber sie hätten eine russische Bibel gehabt, aus der sie bei morgendlichen Gebetstreffen heimlich gelesen hätten. Seelsorge-Gespräche und Beichten seien ebenfalls möglich gewesen. Man habe den anwesenden Priestern die langen Haare und Bärte abgeschnitten und sie kahl rasiert, damit sie unter den anderen Gefangenen nicht mehr als Geistliche erkennbar waren. Sein Glaube habe ihm besonders in Momenten der Ungewissheit, wie bei Gefangenentransporten, bei Befragungen und der psychologischen Folter geholfen, so Heleta. Dann habe er eindringlich zu Gott gebetet. (rom)