"Romeo und Julia" im Vatikan

Kündigung wegen Hochzeit? Ärger in der Vatikanbank

Veröffentlicht am 05.09.2024 um 13:36 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Im Vatikan sorgt gerade eine Liebesgeschichte unter dem Schlagwort "Romeo und Julia" für Aufsehen. Ein junges Paar, das in der Vatikanbank arbeitet, soll geheiratet haben. Deswegen droht die Kündigung. Die Vatikangewerkschaft geht auf die Barrikaden.

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Die Vatikangewerkschaft ADLV hat sich mit zwei Angestellten der Vatikanbank "IOR" solidarisiert, denen wegen ihrer kirchlichen Hochzeit eine Kündigung droht. Man hoffe, dass im Vatikan nicht Vorschriften den Vorrang vor Sakramenten haben, heißt es in einer Stellungnahme der ADLV von Mittwoch. Laut internen Regeln der Vatikanbank ist es Angestellten verboten, untereinander zu heiraten. Diese Vorschrift soll Interessenkonflikte und Seilschaften verhindern. Laut ADLV habe es zuletzt in diesem Fall Gespräche mit der Vatikanbank und der Kurie gegeben, doch seien diese ohne Erfolg gewesen.

Der aktuelle Fall macht unter dem Schlagwort "Romeo und Julia" Schlagzeilen. Das Paar habe Anfang des Monats kirchlich geheiratet, berichten italienische Medien. Nun habe es die Wahl, dass einer der beiden kündigt oder beide automatisch dreißig Tage nach der Eheschließung ihre Anstellung verlieren. Laut einem Bericht des Messaggero sollen beide schon einige Tage suspendiert worden sein, da sie öffentlich über die drohende Entlassung gesprochen haben.

Nicht gesichert ist, ob es sich um ein homo- oder heterosexuelles Paar handelt. Medienberichte sprechen jedoch von einer kirchlichen Hochzeit, was für Letzteres sprechen würde. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Ehe zweier Mitarbeiter um einen Compliance-Verstoß

Gründe für das Heiratsverbot

Dieses Heiratsverbot ist Folge des grundsätzlichen Anstellungsverbots von Ehepartnern, Verwandten und Verschwägerten in der Vatikanbank. Um Gleichbehandlung aller zu gewährleisten, heißt es, werde auch eine Hochzeit unter schon angestellten Mitarbeitern sanktioniert. Diese Regel trat in Kraft, als das letzte Ehepaar in der Vatikanbank in Pension ging.

In den vergangenen Monaten sorgte der vatikanische Umgang mit seinen Angestellten immer wieder für Schlagzeilen. So drohten im Mai Angestellte der vatikanischen Museen damit, den Vatikan zu verklagen. Vor wenigen Tagen wandte sich die Vatikangewerkschaft mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit. (ben)