Nach schwerwiegenden Anschuldigungen

Vorzeitig: Frankreichs Bischöfe öffnen Archive zu Abbé Pierre

Veröffentlicht am 12.09.2024 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Die Vorwürfe gegen den französischen Armenpriester Abbé Pierre wiegen schwer. Nun öffnet die Kirche vorzeitig ihre Archive, um den Anschuldigungen gegen die einstige nationale Ikone auf den Grund zu gehen.

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Nach schweren Vorwürfen gegen den als "Vater der Obdachlosen" bekanntgewordenen Armenpriester Abbé Pierre (1912-2007) haben die französischen Bischöfe entsprechendes Archivmaterial freigegeben. Es werde ab sofort allen berechtigten Personen zur Verfügung gestellt, insbesondere Forschern und Journalisten, heißt es in einer Mitteilung der Französischen Bischofskonferenz (Donnerstag). Ohne die Freigabe wären die Dokumente erst 75 Jahre nach dem Tod Abbé Pierres – also 2082 – einsehbar gewesen.

Dem Ordensmann werden sexuelle Übergriffe gegen Frauen und Minderjährige vorgeworfen. Erst kürzlich veröffentlichte die von ihm gegründete Emmaus-Bewegung weitere belastende Zeugenaussagen. Eine Expertenkommission soll den Vorwürfen auf den Grund gehen.

In Frankreich galt der Priester viele Jahre als eine Art nationale Ikone. Der Name, unter dem er bekannt wurde, stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, als er in der Resistance Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistete. Lange stand der Sozialaktivist auf Platz eins der beliebtesten Franzosen. Henri Antoine Groues, so der bürgerliche Name Abbé Pierres, hatte die Emmaus-Gemeinschaft 1949 gegründet. Sie setzt sich heute mit Hilfe zur Selbsthilfe in knapp 40 Ländern weltweit gegen Armut und Obdachlosigkeit ein. (KNA)