Autor konvertierte von der anglikanischen zur katholischen Kirche

Video geht viral: König Charles rezitiert Gedicht eines Jesuiten

Veröffentlicht am 20.09.2024 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 

London ‐ Das Verhältnis des englischen Königshauses zum Katholizismus ist bis heute kompliziert. So sind Katholiken von der Thronfolge ausgeschlossen. Daher ist es bemerkenswert, dass König Charles in einem Video das Gedicht eines Jesuiten rezitiert.

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"Geladen ist die Welt mit Gottes Erhabenheit": Mit diesen Worten beginnt ein Video, das auf der Plattform "X" viral gegangen ist und den englischen König Charles III. zeigt, der ein Gedicht eines englischen Jesuiten rezitiert. Der Monarch, der gleichzeitig das Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England ist, trägt in der etwas weniger als zwei Minuten langen Aufnahme das Gedicht "God's Grandeur" ("Die Erhabenheit Gottes") des Lyrikers und katholischen Ordensmanns Gerard Manley Hopkins vor. Es wurde am Mittwochnachmittag bei "X" hochgeladen und bis Freitagmittag fast 900.000-mal angesehen sowie 970-mal geteilt.

Das Video ging jetzt viral, stammt aber aus dem Jahr 2021, als der heutige König Charles III. noch Thronfolger war. Charles bestieg den englischen Thron nach dem Tod seiner Mutter, Königin Elizabeth II., im September 2022 und wurde im Mai vergangenen Jahres in der Abteikirche von Westminster gekrönt. Das Video wurde zum Osterfest vor drei Jahren aufgenommen und während eines Gottesdienstes am Ostersonntag 2021 in der englischen Internatsschule Stonyhurst College gezeigt. Dort hatte der Autor des Gedichts, Hopkins, als Lehrer gewirkt. Das Büro von Charles hatte das Video damals als "Unterstützung für die Christen in aller Welt zu Ostern" bezeichnet.

Hopkins veröffentlichte kein Gedicht zu Lebzeiten

Gerard Manley Hopkins wurde 1844 in Stratford bei London geboren und schloss sich während seines Studiums in Oxford der sogenannten "Oxford-Bewegung" an. Diese theologische Denkschule steht innerhalb der anglikanischen Kirche für den Versuch, die katholischen Prinzipien der Anglikaner wieder stärker zur Geltung zu bringen und sich der römisch-katholischen Kirche anzunähern. 1866 folgte Hopkins dem Beispiel des späteren Kardinals John Henry Newman und konvertierte zum Katholizismus. Zwei Jahre später trat er in den Jesuitenorden ein und unterrichtete nach Stationen als Lehrer schließlich als Universitätsprofessor in Dublin, wo er 1889 starb.

Zeit seines Lebens dichtete Hopkins, doch alle seine Gedichte wurden erst 1918 posthum veröffentlicht. Das zentrale Thema seiner Lyrik ist das Verhältnis von Religion und Natur. Besondere Bedeutung erlangte seine Dichtung aufgrund Neuerungen in der rhythmischen Struktur, an der sich nach Hopkins viele englische Lyriker orientierten. Die Rezitation des Gedichtes eines Jesuiten durch den damaligen englischen Thronfolger ist bemerkenswert, da das Verhältnis zwischen dem Königshaus und der katholischen Kirche bis heute nicht spannungsfrei ist. So sind Katholiken etwa weiterhin von der Thronfolge ausgeschlossen. Allerdings waren bei Charles' Krönung 2023 erstmals seit der Reformation wieder katholische Bischöfe bei der Inthronisation eines britischen Monarchen anwesend. (rom)

God's Grandeur

The world is charged with the grandeur of God.
    It will flame out, like shining from shook foil;
    It gathers to a greatness, like the ooze of oil
Crushed. Why do men then now not reck his rod?
Generations have trod, have trod, have trod;
    And all is seared with trade; bleared, smeared with toil;
    And wears man's smudge and shares man's smell: the soil
Is bare now, nor can foot feel, being shod.

And for all this, nature is never spent;
    There lives the dearest freshness deep down things;
And though the last lights off the black West went
    Oh, morning, at the brown brink eastward, springs —
Because the Holy Ghost over the bent
    World broods with warm breast and with ah! bright wings.

Gerard Manley Hopkins