Michaela Pilters über die Abschaffung der Bundesjugendspiele

Spielverderber und Versager

Veröffentlicht am 03.07.2015 um 00:01 Uhr – Von Michaela Pilters – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Michaela Pilters über die Abschaffung der Bundesjugendspiele

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Eine Mutter verfasst eine Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele, weil ihr Sohn weinend nach Hause kam. Er hatte nur eine Teilnehmerurkunde bekommen, keine Punktzahl erzielt. In kürzester Zeit erreicht die Petition online 18.000 Unterschriften. Viele der Unterzeichner berichten von eigenen demütigenden Erfahrungen, die sie als Versager im Sport gemacht haben. Man könnte den Vorgang als Überreaktion einer Mutter schnell vergessen, aber gerade in diesen Wochen der Zeugnisverteilung kommt ihm symptomatische Bedeutung zu. Wie gehen Schule, Eltern und Gesellschaft mit "Versagern" um?

Kinder haben unterschiedliche Begabungen, und das Ass in Mathe trifft in Musik manchmal nicht den richtigen Ton, die Sportskanone hat Probleme mit den unregelmäßigen Verben. Deswegen die Noten oder Wettbewerbe abzuschaffen, ist nicht der richtige Weg. Sie sind auch ein Anreiz und eine Möglichkeit, Leistungen zu vergleichen. Viel wichtiger ist es, dass Kinder lernen, mit ihren Schwächen umzugehen.

Die andere Meldung in diesem Zusammenhang spricht von zunehmenden Burnout-Syndromen bei Kindern, vom Leistungsdruck, den sie erleben und oft nur durch Einnahme von Tabletten bestehen können. Die Angst, zu versagen und den Anforderungen nicht gerecht zu werden, lässt Kinder nicht mehr schlafen und andere körperliche Symptome entwickeln. Oft ist es das Elternhaus, das den Druck aufbaut oder verstärkt, in bester Absicht, aber fatal in den Auswirkungen.

Fordern, aber nicht überfordern, heißt die Devise. Wie überall gilt es, das richtige Maß zu finden. Und vor allem muss den Kindern von ihren Eltern und Lehrern das Gefühl vermittelt werden, dass sie trotz ihrer Schwächen anerkannt und geliebt werden. Ein Gefühl, das auch jedem Erwachsenen gut tut!

Der Autor

Michaela Pilters ist Leiterin der ZDF-Redaktion "Kirche und Leben"/katholisch".

Diskutieren Sie mit!

Diskutieren Sie diesen Standpunkt auf unserem Facebook-Auftritt.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Michaela Pilters