Kirchen zum 7. Oktober: Nicht mit Terrorismus und Gewalt abfinden
Kurz vor dem ersten Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel blicken die beiden großen Kirchen in Deutschland mit großer Sorge auf die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Diese habe mit dem massiven Raketenbeschuss aus dem Iran auf Israel eine neue Stufe erreicht, erklärten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, am Freitag gemeinsam.
Der Terrorakt vom 7. Oktober 2023 sei "ein beispielloser Angriff auf Israels Bevölkerung und die Sicherheit des Landes" gewesen, "in dessen Folge Israel sein Recht auf Selbstverteidigung geltend machte und mit aller Entschlossenheit reagierte", erklärten Bätzing und Fehrs weiter. So sehr diese Reaktion verständlich und prinzipiell berechtigt gewesen sei, komme man jedoch nicht umhin, festzustellen, "dass die militärische Reaktion Israels und die folgenden Kämpfe im Gazastreifen Zehntausenden palästinensischen Zivilisten den Tod gebracht haben". Auch aufseiten der Palästinenser sei das menschliche Elend erschütternd.
"Wir stehen an der Seite der Juden"
"Wir stehen an der Seite der Menschen in Israel, die um ihre Sicherheit bangen und auf die Befreiung der Geiseln hoffen", so Bätzing und Fehrs. "Wir stehen an der Seite der Juden, die seit dem 7. Oktober 2023 weltweit – leider auch hierzulande – mit antisemitischen Übergriffen konfrontiert sind." Zugleich erinnerten der Bischof und die Bischöfin an das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen und auch im Westjordanland, wo viele den Übergriffen radikaler Siedler ausgeliefert seien. Man fühle sich auch den Menschen im Libanon nahe, die Opfer der Auseinandersetzung zwischen Israel und der terroristischen Hisbollah würden.
"Wir dürfen uns nicht abfinden mit dem massenhaften Sterben, mit Terrorismus und Gewalt", mahnten Bätzing und Fehrs. Weiter erklärten sie: "Wir beten dafür, dass alle politische Weisheit und Kraft in politische Lösungen investiert wird, die den Menschen im Nahen Osten ein Leben in Sicherheit und Frieden ermöglichen." Man hoffe und bete, "dass die Waffen auf allen Seiten zum Schweigen kommen, dass Konflikte ohne Gewalt ausgetragen werden und die Geiseln nach Hause kommen".
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, appellierte an die Verantwortlichen der Hamas, "alle noch in ihrer Gewalt befindlichen Geiseln unverzüglich freizulassen". Sie seien "unschuldige Opfer eines Machtspiels", sagte die Präsidentin der Laienorganisation. Der Terror der Hamas bedrohe die Stabilität in der Region fortwährend. Die Hamas halte "die palästinensische Bevölkerung in kollektiver Geiselhaft ihrer unversöhnlichen Positionen gegenüber Israel". Täglich würden Menschen sterben, "die diese Auseinandersetzung weder befeuern wollen noch lösen können". Sie wollten in Frieden leben.
Das Zentralkomitee schaue besorgt auf die politische Wirklichkeit des Nahen Ostens, sagte Stetter-Karp. "In der gegenwärtigen Lage gilt es, jene Kräfte in der Region zu stärken, die den Glauben an einen dauerhaften Frieden nicht aufgeben." Israel und Palästina brauchten eine "Politik der Entfeindung" - mit starker Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Humanitäre und politische Arbeit seien wichtig, gerade mit Blick auf eine Nachkriegsordnung in Gaza.
Stetter-Karp erinnerte ebenfalls daran, dass in Deutschland die Zahl antisemitischer Übergriffe nach dem 7. Oktober sprunghaft angestiegen und seitdem "auf einem alarmierend hohen Niveau" sei. "Das dürfen wir nicht hinnehmen", so die ZdK-Präsidentin. "Ebenso wenig dürfen wir zulassen, dass der Diskurs über die Situation in Israel und Palästina durch polemisch-verzerrte und einseitige Stimmen dominiert wird." (KNA)