Standpunkt

Fragen über Fragen nach Franziskus' jüngsten Genderaussagen

Veröffentlicht am 08.10.2024 um 00:01 Uhr – Von Matthias Drobinski – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ist Jesus als Mann ein Kaputtmacher? Steht die Kirche über Christus? Und könnte eine Scheidung anstehen zwischen Jesus und der Kirche? In seinem Standpunkt sinniert Matthias Drobinski über die jüngsten Aussagen des Papstes über Frauen und Männer.

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Es überfordert mein schlichtes Denken, was Papst Franziskus in Belgien an der katholischen Uni Louvain so gesagt hat über Männer und Frauen und katholische Kirche. "Frau ist fruchtbares Empfangen, Sorge, lebendige Hingabe – deshalb ist die Frau wichtiger als der Mann", hat er gesagt, und deshalb sei es "hässlich, wenn die Frau sich zum Mann machen wolle". Auch im Leben der Kirche "ist die Frau höhergestellt, weil die Kirche weiblich ist".

Frauen sind also die besseren Menschen. Da komme ich noch mit. Männer machen alles kaputt. Müssten Männer Kinder kriegen, wäre die Menschheit längst ausgestorben; im Männerhaushalt verwahrlosen Kind und Hund. Deshalb schiebt die Hand der göttlichen Vorsehung Männer auf Generaldirektorenposten und in CEO-Karrieren, um das schlimmste zu verhindern; was sie kaputtmachen, fällt in der bösen Welt da draußen nicht groß auf.

Frauen, die hinabsteigen wollen ins Reich der Kaputtmacher, sind so gesehen mehr als nur "hässlich", wie der Papst das nennt. Sie gefährden das sensible Gleichgewicht zwischen Kaputtmachern und Trümmerfrauen. Irgendwann gibt es nur noch Scherben. Die Welt wird zur Studenten-WG mit ungeputztem Klo. Das kann nicht Gottes Wille sein.

Klar. Aber nun zu den ungelösten Fragen, auf denen ich kaue: Wenn ein Mann nun hinaufsteigen will ins Reich der Frauen und eine werden will – müsste dies Papst Franziskus nicht wärmstens begrüßen und sagen: "Da verschönerst du dich aber"? Kommen Männer noch ins Himmelreich? Ist Jesus als Mann auch ein Kaputtmacher? Und die männliche Priesterschaft eine Art Bad Bank des Heiligen Geistes, von der man die mystisch so begabten Frauen nur warnen kann?

Und wenn nun Frauen besser als Männer sind, zugleich die Kirche weiblich ist und Christus männlich: Steht die Kirche über Christus? Wenn die nun heiraten, die Kirche und Christus, wie sieht die Ehe aus? Und könnte auch mal die Scheidung anstehen zwischen Jesus und dieser Kirche? Fragen über Fragen. Kann das bitte jemand auseinandersortieren? Ich wäre dankbar. Meine Sorgen jedenfalls möchte ich haben.

Von Matthias Drobinski

Der Autor

Matthias Drobinski ist Chefredakteur der Zeitschrift "Publik-Forum".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.