Regensburger Bischof äußert sich zu Streit um Lehrstuhl-Neubesetzungen

Voderholzer: Habe Pflicht, auf Priesterquote an Fakultät zu achten

Veröffentlicht am 09.10.2024 um 12:17 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Im April eskalierte der Streit zwischen dem Regensburger Bischof und der dortigen theologischen Fakultät um die Neubesetzung von Lehrstühlen: Rudolf Voderholzer pochte auf die geltende Priesterquote. Nun hat er sich erneut zum Thema geäußert.

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Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat sich zum seit einiger Zeit schwelenden Streit um die Priesterquote an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg geäußert. "Anlässlich der Berufungsverfahren zur Neubesetzung von Lehrstühlen habe ich nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, auf eine angemessene Priesterquote zu achten", sagte Voderholzer in einem Interview der Katholischen Sonntagszeitung seiner Diözese vom Mittwoch. "Es gibt in allen Fächern nach wie vor hochqualifizierte Priester." Über die Neubesetzungen mehrerer Lehrstühle sei er mit der Fakultät und mit dem Präsidenten der Universität in einem guten Austausch, so der Bischof. Im April war der Streit um die Besetzung von sechs der insgesamt 14 Lehrstühle an der theologischen Fakultät eskaliert. Auch der bayerische Wissenschaftsminister schaltete sich in die Auseinandersetzung zwischen der Fakultät und der Universität auf der einen Seite und dem Bischof auf der anderen Seite ein.

Er habe sich sehr für die Fakultät eingesetzt, indem er einer Zentralisierung der Priesterseminare in Bayern entgegengetreten sei, so Voderholzer weiter. Diese Bestrebungen hätten zu einem Ende der Priesterausbildung in Regensburg geführt. Die Ausbildung von Seminaristen in seiner Diözese sieht Voderholzer auf einem guten Weg. Das duale System der Priesterausbildung im Bistum Regensburg sei einmalig in Deutschland und scheine sich zu bewähren. Seit einigen Jahren werden angehende Geistliche in der Diözese neben dem Theologiestudium von Beginn an auch in einer Ausbildungspfarrei eingesetzt.

"Es geht nicht ums Recht haben, sondern um die Einheit"

Die Diözese habe diesen Herbst sechs neue Priesteramtskandidaten, was Voderholzer ein "Hoffnungszeichen" nannte. Der generelle Priestermangel in Deutschland sei ein "Symptom für einen Mangel an Glauben und Gottesbeziehung". Deshalb beunruhige es den Bischof, dass sich hierzulande die Zahl der Gläubigen, die sich als betende Menschen bezeichneten, in den vergangenen 20 Jahren halbiert habe. Dies sei ein Ergebnis der im vergangenen November veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU).

Voderholzer gab zu, kirchenpolitische und theologische Meinungsverschiedenheiten mit den Laien, Klerikern und kirchlichen Mitarbeitern in seiner Diözese zu haben. "Es wäre ja seltsam, wenn sich die gesamtkirchliche Lage nicht auch – wenigstens teilweise – im Bistum Regensburg abbilden würde." Er vertrete jedoch nicht private theologische Positionen, sondern argumentiere mit der "Lehre der Kirche in Übereinstimmung mit Schrift und Tradition und in Einheit mit der Weltkirche". Er sei jederzeit zu Diskussionen bereit und erhalte auch viel Zustimmung über das Bistum Regensburg hinaus. "Aber es geht nicht ums Recht haben, sondern um die Einheit in den wichtigen Fragen des Glaubens", sagte Voderholzer, der zu den konservativen Bischöfen im deutschen Episkopat gezählt wird. Das Interview wurde anlässlich seines 65. Geburtstags an diesem Mittwoch geführt. (rom)