Heße und Fehrs protestieren gegen Kirchenasyl-Bruch in Hamburg
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sieht Gesprächsbedarf mit den Behörden in der Hansestadt. In einem bei der Mahnwache "Hände weg vom Kirchenasyl" am Dienstag in Hamburg verlesenen Grußwort erklärte Heße, der Bruch des Kirchenasyls und damit das Vorgehen der Behörden und der Polizei mache ihn sehr betroffen. Eine Abschiebung sei ohnehin immer mit großen Belastungen verbunden. In diesem Fall sei sie nachts und ohne vorherige Ankündigung erfolgt. Darüber sei mit den verantwortlichen Personen zu sprechen.
Heße sagte weiter: "Wenn Kirchengemeinden und Ordensgemeinschaften Kirchenasyl gewähren, wenden sie sich damit nicht etwa gegen den Rechtsstaat. Vielmehr geht es um einen Dienst am Fundament unserer Rechtsordnung – dem Schutz der Würde eines jeden Menschen." Es gebe gute Gründe dafür, die Tradition des Kirchenasyls staatlicherseits zu respektieren: "Denn dank des Kirchenasyl gelingt es immer wieder, im Austausch mit den zuständigen Stellen humanitär verantwortbare Lösungen zu finden."
Bischöfin Fehrs: Zeichen setzen
Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs dankte den mehr als 150 Teilnehmern der Mahnwache am Jungfernstieg in einer vor Ort verlesenen Botschaft für ihre Anwesenheit. Sie erklärte, die Teilnehmenden setzten mit ihrem Engagement "ein Zeichen für Mitgefühl, Gerechtigkeit und den Schutz von Menschen in Not." Weiter teilte sie mit: "Kirchenasyl ist kein juristisches Schlupfloch. Es ist ein Signal. Ein Zeichen, dass unser Gewissen wach bleibt." So appellierte die Bischöfin, klar und deutlich für eine Gesellschaft einzutreten, die "Menschlichkeit vor Bürokratie" stelle.
Anlass für die Demo war die Räumung eines Kirchenasyls durch die Hamburger Behörden vergangene Woche. Ein 29-jähriger Afghane war aus einem Gebäude der katholischen Pfarrei Heilige Elisabeth im Stadtteil Bergedorf abgeholt worden. In Hamburg war es das erste Mal, dass so etwas vorkam. Bundesweit hatten die Behörden zuletzt immer wieder Kirchenasyle geräumt. (KNA)