Evangelisierung nicht mit zwanghafter Mission verwechseln

Zukunft der Kirche – Papst denkt an Gemeindeleitung durch Laien

Veröffentlicht am 09.10.2024 um 14:40 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Wer darf eine Gemeinde leiten, wenn kein Priester mehr da ist? Was hierzulande kontrovers diskutiert wird, sieht der Papst offenbar locker. Er sieht dabei auch Frauen in der Verantwortung. Zudem erklärte er, wie er sich Evangelisierung vorstellt.

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Wenn Pfarrgemeinden in anderen Teilen der Welt keinen Priester haben, dann suchen sie nach einer Person, die eine Führungsrolle übernehmen kann. Darauf wies Papst Franziskus bei einem Gespräch im kleinen Kreis hin, das er mit Jesuiten in Brüssel führte. Details der am 28. September geführten Unterhaltung hat die Jesuitenzeitschrift "Civilta Cattolica" in ihrer jüngsten Ausgabe veröffentlicht.

Auf die Frage, wie er in der säkularisierten Gesellschaft die Zukunft der Pfarrgemeinden ohne Priester sehe, antwortete der Papst, die Gemeinschaft sei wichtiger als der Priester. "Der Priester ist ein Diener der Gemeinschaft." Er führte weiter aus, es gebe zum Beispiel auch Ordensfrauen, die diese Führungsrolle übernehmen. Der Papst sagte: "Ich denke an eine peruanische Kongregation von Schwestern, die ihre eigene spezifische Mission haben: Sie gehen dorthin, wo es keinen Priester gibt. Sie tun alles: Sie predigen, sie taufen..." Wenn am Ende ein Priester geschickt werde, gingen sie woanders hin, sagte Papst Franziskus.

"Zeugnis, Dienst und Glauben"

Mit Blick auf die zunehmend schwindende Bedeutung der Kirche in Europa warnte Franziskus davor, Evangelisierung mit zwanghafter Mission zu verwechseln. "Verwechseln Sie um Himmels willen niemals Evangelisierung mit Proselytismus!", antwortete Franziskus auf die Frage eines Jesuiten, wie mit der Säkularisierung der Gesellschaft umzugehen sei. Die Säkularisierung sei ein komplexes Phänomen, so der Papst. Manchmal sei es daher nötig, sich mit "Formen des Heidentums" auseinanderzusetzen. "Wir brauchen keine Statue eines heidnischen Gottes, um von Heidentum zu sprechen: Die Umwelt selbst, die Luft, die wir atmen, ist ein gasförmiger heidnischer Gott!" Aufgabe der Gläubigen sei es, mit ihrer Umwelt in Dialog zu treten – "mit Zeugnis, Dienst und Glauben", so der Papst.

Christen müssten offen sein, einen solchen Dialog zu führen und ihrem Gegenüber zu dienen. In der Kirche werde diese Offenheit jedoch oft durch Klerikalismus behindert, fügte Franziskus hinzu. "Wo es Klerikalismus gibt, gibt es keinen Dienst." (mal/KNA)